Ästhetische Stringenz
Patrick Bialdyga setzt im Idomeneo auf die Imagination antiker Inspiration, verirrt sich nicht in aktualisierende Deutungen, erzählt aber auch keine emotional nachvollziehbare Geschichte: stattdessen antike Tradition pur. Die Akteure sind statisch positioniert wie Figuren im ferngesteuerten Spiel.
Elisabeth Pedross stellt bewegliche Wandelemente auf die Bühne, imaginäre Projektionsflächen für stürmisches und scheinbar ewig ruhiges Meer, aber auch für brutal-gieriges Ungeheuer (Videos Stephan Witthöft/Stephan Hempel).
Samuel Bächli leitet mit großer Intensität das klangintensive Philharmonische Orchester Erfurt zu einem luziden Mozart-Klang, unterstreicht die Rollen-Affekte und entwickelt einen durchgängig imaginativen Mozart-Klang.
Mit Markus Petsch ist ein aggressiv-kraftvoller Idomeneo mit enormer Substanz zu hören; Mireille Lebel ist ein variationsreicher Idamantes, Marisca Mulder eine emotional verstörte Ilia; Ilia Papandreous Elektra wirkt ein wenig über-pointiert, Marwan Shamiyehs Arbacos ein wenig manieriert.
Das Erfurter Publikum – im nicht ausverkauften Haus: draußen tobte das Massen-Besäufnis des Thüringer Karnevals – verhält sich respektvoll-zustimmend – mozart-angemessen eben.
Franz R. Stuke
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