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Fakten zur Aufführung 

DIE LUSTIGE WITWE
(Franz Léhar)
5. Januar 2012
(Premiere am 23. Dezember 2011)

Staatstheater Darmstadt


Points of Honor                      

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Kokett und attraktiv

Krise am Staatstheater Darmstadt? Nun, von den internen Querelen, die sogar das Ministerium auf den Plan gerufen haben, ist nichts zu spüren in der Produktion von Franz Lehárs Operette Die lustige Witwe. Fröhlich und als Parodie auf Kleinstaaterei inszeniert Chas Rader-Shieber das Stück, wobei ihm allerdings die Gänge in der Personenführung recht konventionell geraten.

Die Protagonisten halten dagegen. Mit Adréana Kraschewski findet das Haus eine glückliche Besetzung für die Hauptpartie der reichen Witwe Hanna Glawari, deren Millionen der Dandy und Gesandtschaftssekretär Graf Danilo für‘s Überleben des Operettenstaats Pontevedrino retten soll. Ja, die Voraussetzungen sind da, denn David Pichlmaier bewegt sich mit ranker Eleganz und hat einen angenehmen Tenor. Allerdings ziert er sich, so dass Hanna Glawari ihre koketten Verführungskünste aufbieten muss, um dass berühmte „Ich liebe Dich“ von seinen Lippen wegküssen zu dürfen. Adréana Kraschewski singt wunderschön in den Mittellagen, die Spitzen allerdings steuert sie etwas hart und kalt an. In den drei verschiedenen Abendkleidern von Kostüm- und Bühnenbildner David Zinn macht sie „bella figura“, bewegt sich voll Natürlichkeit und mit stolz-koketter Ausstrahlung.

Überhaupt gefallen die Kostüme in ihrer leicht parodierenden Buntheit, sind doch die Figuren überwiegend weltfremd angelegt, sonst würden sie nicht jeder Verwechslung aufsitzen. Die Bühne mit schräg gestelltem Hintergrund erinnert in ihrer märchenhaften Aura an Bastelbilder, mit denen Kinder sich einstmals selbst die eigene Theaterwelt bauen können. Nette Typen agieren dort, zum Beispiel der Gesandte Baron Mirka, den Monte Jaffe mit dunklem Spielbass als liebenswerten Tölpel zeigt. Seine Gattin Valencienne ist mit Margaret Rose Koenn als liebesdurstiger Frau besetzt, die dennoch immer wieder ihr Etikett „Ich bin eine ehrbare Frau“ eventuellen Liebhabern entgegenhält. Einer davon ist Minseok Kim als Camille de Rosillon und dazu gesellt sich ein komplettes Personal vom tattrigen Oberst bis zum Kanzlisten Njegus, den Walter Renneisen wirklich witzig profiliert.

Das Staatsorchester Darmstadt spielt im Dirigat von Witolf Werner sehr ordentlich, allerdings wünscht man dem Klangkörper zuweilen etwas mehr Euphorie, was gleichermaßen für den Chor gilt, den André Weiss einstudiert hat. Alles in allem ist das eine vor allem optisch sehr schöne Produktion, die beim Publikum auf freundliche Zustimmung stößt.                         

Eckhard Britsch

 

 







Fotos: Barbara Aumüller