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Fakten zur Aufführung 

ATTILA
(Giuseppe Verdi)
21. Juni 2013
(Premiere am 19. Juni 2013)

Deutsche Oper Berlin


Points of Honor                      

Musik

Gesang

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Wenn Hunnen singen

Verdis frühes Musikdrama Attila ist im Berliner Opernleben keine Seltenheit. Vor gut 40 Jahren spielte die Deutsche Oper Berlin es szenisch, attraktiv besetzt mit José van Dam, Ingvar Wixell und Gundula Janowitz. Zum Verdi-Jahr 2013 präsentiert sie - aufgrund von Baumaßnahmen in der Philharmonie - den singenden Hunnenkönig nun konzertant, so wie es in den 1980-er Jahren der Chor der St. Hedwigs- Kathedrale und 2012 die Berliner Operngruppe vormachten. Man kann sich fragen, warum es wieder Attila und nicht eine andere, bisher noch nie hier gespielte Verdi-Oper, sein muss. Die Antwort liegt auf der Hand: Weil Bass-Bariton Erwin Schrott in der Titelpartie debütieren wollte. „Ich bin so aufgeregt, ich kann es kaum erwarten“, so wird der Sänger aus Uruguay zitiert. Doch statt sich diesen Traum zu erfüllen, sagte er die zwei angesetzten Aufführungen ab. Das Rund der Philharmonie ist trotzdem fast ausverkauft. Grund zur Enttäuschung gibt es sowieso nicht, weil der Einspringer Roberto Tagliavini mehr als ein Ersatz ist. Er verfügt über einen noblen Bass und singt den Attila mit solcher Würde, dass einem die Tragik des Hunnenführers zu Herzen geht. Sein Gegenspieler Ezio strahlt in der Gestalt von Dalibor Jenis den gebürtigen Stolz eines römischen Heerführers aus, den er mit seinem virilen, emphatischen Bariton auch vokal beglaubigt. Eine Wucht ist die Odabella von Liudmyla Monastyrska. Die gebürtige Ukrainerin überrumpelt mit einem üppigen, auch in der Tiefe profunden Sopran, der alle Ensembles mühelos überstrahlt, und einer expressiven Koloraturfähigkeit. Sie gibt eine flammende Rächerin, doch setzt sie nicht nur auf Power, sondern auch auf Pianogesang und dynamische Abstufungen, wie etwa in den schön phrasierten Linien ihrer zweiten Arie. Massimo Giordano hat das Aussehen eines Latin Lovers, wie er im Buche steht, und er singt auch so. Voller Leidenschaft und mit jugendlichem Überschwang wirft er sich in die Rolle des Liebhabers Foresto, ohne seinen schön timbrierten Tenor zu schonen. In den beiden Nebenrollen beweisen Ante Jerkunica und Jörg Schörner, dass Ensemblemitglieder neben solchem Spitzenquartett durchaus bestehen können.

In großer Form ist der von William Spaulding vorbereitete Chor der Deutschen Oper, der Klangfülle und Nuanciertheit zu vereinen weiß.

Das Orchester der Deutschen Oper Berlin lässt sich von Pinchas Steinberg zu Höchstleistungen animieren. Hier stimmt alles: die rhythmische Präzision, die Brillanz der Tutti wie die Klangmalereien der Soloinstrumente. Das liegt natürlich auch am Dirigenten, der für nie nachlassende Spannung sorgt, die sinfonischen Naturschilderungen subtil herausarbeitet und außerdem den Sängern ein sensibler Begleiter ist.

Das Publikum, das schon während der Aufführung nicht mit Zwischenapplaus gegeizt hat, bereitet am Ende allen Mitwirkenden einen wahren Triumph.

Karin Coper





Fotos: Bettina Stöß