Nietzsche - postmodern
Wolfgang Rihms Dionysos war in Salzburg 2010 ein explosives Ereignis. Beim Holland Festival wird der eruptive Ausbruch zum nachvollziehbaren Nach-Erleben des Todes-Erlebens eines wahnsinnigen Genies.
Pierre Audis Regie setzt – wie in Salzburg - auf die ambivalente Perspektive des philosophierenden „Helden“, konfrontiert ihn mit seinen Phantasmagorien, lässt ihn in seiner Begegnung mit seinem alter ego scheitern.
Das Nederlands Philharmonisch Orkest interpretiert die Rihm-Klänge – mit dissonantem Orchesterklang, Streicherklängen, die auf die Sänger drängen, Schlagwerk als Musik der Emotionen.
Peter Diling gelingt als Vertreter Ingo Metzmachers mit den Musikern eine wunderbar-dialektische musikalische Interpretation der Rihm-Musik - herausgefordert durch die ungewöhnlichen Variationen von barocken Klängen bis zu Annäherungen „moderner“ Musik.
Jonathan Meese schafft eine Bühne – zunächst sophisticated als bergisches Verweg zwischen Dionysos und der Ariadne.
Dann aber Konfrontation mit allen Bühnenmitteln als Verstörungen der musikalischen Rhythmen und energetischen Emotionen – ästhetisch steigernd zur finalen Begegnung von Nietzsches final end.
Georg Nigl gibt dem „N“ atonale Präsenz, Cyndia Sieden bezaubert durch ätherische Sopranklänge als ambivalente Ariadne. Mit Sine Bundgaard, Virpi Räisänen , Matthias Klink und Uli Kirsch interpretieren äußerst stimmsichere Solisten die stimm-akrobatischen Herausforderungen der Rihm-Exaltationen.
Das Publikum im Gashouder – Tribünen in ungewöhnlichem Raum – ist gefesselt, erlebt philosophischen Diskurs als ästhetisch-existenzielle „show“!
Franz R. Stuke
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