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Aus der Geschichte eines Plattenlabels
Motown – so hieß die 1959 gegründete legendäre Plattenfirma aus Detroit, die zahlreiche Hits produzierte. Sie verhalf afro-amerikanischen Popgrößen wie Diana Ross, dem blutjungen Stevie Wonder oder dem ebenso kindlichen Michael Jackson und Gruppen wie The Supremes oder The Temptations zum Durchbruch und verschaffte dem Soul durch den Einsatz von Gospel- und Popelelementen neue, glamouröse Impulse. Von Episoden aus dieser Erfolgsgeschichte erzählt Motown – Die Legende, Untertitel Eine musikalische Begegnung, die 2013 in Essen Premiere feierte. Ganz neu ist die Idee allerdings nicht. Denn schon 1981 blickte das Musical Dreamgirls hinter die Kulissen von Motown, allerdings konzentriert auf den Aufstieg der Supremes zur Supergruppe – ein weltweiter Bühnenerfolg, der 2006 zur oscarprämierten Verfilmung führte. Auch Motown – Die Legende kommt beim Publikum gut an. Seit knapp zwei Jahren tourt die Show durch deutsche Lande, in Berlin ist sie bereits zum zweiten Mal in Serie zu sehen. Nun allerdings etwas abgeändert: Auf die ursprüngliche Rahmenhandlung wurde weitgehend verzichtet, geblieben sind ein paar verbindende Hintergrundinformationen, meist etwas ungelenk gesprochen von den fünf Darstellern, und jede Menge furioser Musik und Tanz. So erlebt man in Rolf Spahns zweckdienlicher Kulisse mit Treppengerüst und Rampe ein Musical in Konzertform. Die Regie von Andrew Hunt beschränkt sich dabei auf solides Arrangieren der Auf-und Abtritte, seine Choreographie dagegen nutzt gekonnt die Möglichkeiten der begrenzten Bühne.
Das Künstlerquintett ist große Klasse: Siggy Davis, Tertia Botha, David-Michael Johnson, Trevor Jackson und Wilson D. Michaels sind tanzende Energiebündel und starke Sänger mit Bühnenpräsenz, mitreißender Power und durchschlagender Stimmkraft, die die Abfolge von unverwüstlichen Hits auf fabelhaftem Niveau darbieten. Fast am Ende kommt es auch noch zu einem witzigen Gag – wenn nämlich im Supremes-Medley Trevor Jackson im langen Silberkleid souverän in die Rolle der Vokaltrio-Dritten schlüpft.
Da die vom Arrangeur Hans Kaul geleitete fünfköpfige Band durchgängig ordentlich einheizt und zwischendurch in fetzigen Soli brilliert, geht das Publikum von Beginn an begeistert mit. Jubeln, Klatschen nach jeder Nummer, standing ovations und Mittanzen am Schluss – so lebendig können die Sixties sein.
Karin Coper
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