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Ein Glücksfall für Opernfreunde -
und für die Faszination der Oper als höchst differenzierte Kunstform:
die Kooperation von 3sat mit dem Zürcher Opernhaus.
Wie lange haben Mozartfans auf eine plausible "Zauberflöte" gewartet?
Jonathan Miller gelingt es auf der Zürcher Bühne, die zutiefst humanen
Ideale mit dem menschlich-konkreten Erleben zu versöhnen; und Alf Bernhard
gelingt es, dieses 'Drama mit Musik und Gesang' als authentisches Fernsehspiel
zu präsentieren:
Gesichter spielen eine Rolle, beiläufig nachdenkliches Sprechen, intime
Zwiegespräche (so, wenn Sarastro mit der großen Arie Pamina ein Menschheitsideal
erklärt):
Gesungen wird nicht nach den Konventionen der Mozart-Klischees, sondern
'singende Menschen' kommunizieren ihre diffizilen Gedanken und Gefühle.
Jeder "Auftritt" der engagiert-beteiligten Solisten geriet zum emotional
intensiven, auch ästhetisch überzeugenden highlight. Matti Salminen als
Sarastro, Pjotr Beczala als Tamino, Malin Wartelins als Pamina, Anton
Scharinger als wienernder (!) Papageno: mit dem gesamten Ensemble sangen
sie so hinreißend, wie sie berührend agierten.
Franz Welser-Möst dirigiert einen Mozartklang, weit weg von Routine und
platter Erwartungserfüllung - keine Aneinanderreihung von Ohrwürmern,
sondern intensive Interpretation abstrakter Ideale und plastischer Lebensgefühle.
Wie zu hören ist, war die 3sat-Bescherung der weihnachtliche Höhepunkt
anno 2000. (frs) |
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