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Jean-Pierre Ponnelles "Entführung"
aus 1985 ist eine Hommage an den Humanismus Kaiser Josefs - und trotz
einiger Zickigkeiten der Ponnelle-Repräsentationsregie stimmt das Konzept:
Bassa Selim ist Josef, die Handlung wechselt vom Wiener Hof ins orientalische
Ambiente; Pet Halmen hat die Rokoko-Orient-Kostüme entworfen.
Christoph König - bekannt als engagierter Kapellmeister in Wuppertal/Gelsenkirchen
- trifft den gediegenen Stil der Spielopern-Interpretation in Zürich,
lässt das Orchester die presti etwas grob artikulieren.
Marlin Hartelius ist eine ungemein anrührende Constanze, weitab von allen
Primadonnen-Allüren, volle schmiegsamer Sopran-Imaginationen. Laszlo Polgar
beeindruckt darstellerisch und stimmlich als durchaus gefühlsreicher Osmin
- eine bemerkenswerte Präsentation! Dagegen agiert mit Pjotr Beczala ein
eher schwächlicher Belmonte - man möchte sagen: wie in Zürich zu erwarten.
Das mehrheitlich touristische Publikum der Aufführung reagiert unkritisch-positiv,
findet sich gut unterhalten, lässt die humoristische Botschaft von Oper
und Inszenierung "Cüpli"-orientiert an sich vorbeifließen. (frs) |
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