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Extreme Emotion
Melodram. Orchestermusik mit gesprochenem Text. Fomins "Orpheus" von 1792
ist ein Werk der "russischen Klassik", der Orchesterklang erinnert an
Haydn, auch Mozart - vermittelt eher leichthin extreme Emotionen. George
Hanson leitet das Sinfonie Orchester Wuppertal entsprechend "locker",
lässt den immanenten Gefühlsweiten ihren Lauf.
Der Text ist von Yona Kim bearbeitet, focussiert das Pathos des 18. Jahrhunderts
auf den existentiellen Verlust, Orpheus monologisiert über seine unersetzbare
Liebe zu Eurydice, er beharrt auf seinem Gefühl, verweigert gar den Tod.
Franz Tscherne spricht äußerst konzentriert, verfügt über den Klang melancholisch-unerschütterlicher
emotionaler Sicherheit, Bernhard Wagners Klarinettensolo setzt das Lamento
in anklagend verzweifelte Musik um, wenn die Worte nicht mehr reichen.
Nanette Bauers Eurydice verkörpert die hilflos sehnende Liebe, unaufdringlich
- intensiv. Die Bässe des Opernchors geben die bedrängenden Töne der Unterwelt,
nach Knochu Was' Choreografie geben die Mitglieder der Compagnie ganz
in Schwarz, körperbetont expressiv die Verlassenen des Hades - ratlos,
Orpheus schützend und bedrohend.
Thomas Dreißgackers düstere Bühne imaginiert mit einem Todes-Tunnel die
Ausweglosigkeit, zeigt den Bruch zwischen der Orpheus-Existenz und dem
Reich des Todes.
Die Inszenierung (mit Klaus-Peter Kehr) stellt Sprache, Tanz und Musik
konsequent nebeneinander, gibt jedoch den Zuschauern permanent Gelegenheit
zu individuellen Assoziationen, vermittelt ein hohes Maß an Emotion.
Im Wuppertaler Schauspielhaus - für Jahre auch Ort der Oper - folgt ein
kleines Publikum dem Bühnengeschehen und der Musik fasziniert, auch beeindruckt
durch eine historisch scheinbar "abgeschriebene" Form des Musiktheaters,
die ihre hohe emotionale Wirkung beweist. (frs) |
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