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Fakten zur Aufführung 

GRIECHISCHE PASSION
(Bohuslav Martinů)
13. März 2010 (Premiere)

Oper Wuppertal


Points of Honor                      

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Sehnsucht nach Humanität

Nikos Kazantzakis schreibt nach den furchtbaren Erlebnissen des Zweiten Weltkriegs in Griechenland 1948 einen Roman über das Versagen religiöser Hoffnung, über die unzerstörbare Suche nach Humanität. Bohuslav Martinů – geprägt durch den französischen Impressionismus – komponierte in den 50er Jahren eine Oper zur Gerechtigkeit in einer komplex-inhumanen Welt.

Constanze Kreusch inszeniert in Wuppertal zum ersten Mal die Urfassung der Oper in Deutschland, entwickelt ein beklemmendes Spiel der religiösen Widersprüche, der gesellschaftlichen Kontroversen, der menschlichen Gefühle, der gescheiterten humanitären Sehnsucht. Es gelingen der Regisseurin einprägsam-intensive Szenen, mit markanten Chorszenen und individualisierten Konflikten.

Jürgen Liers großflächige Bühne mit klaren Konturen deutet Handlungsräume an, schafft kommunikative Möglichkeiten, vermittelt mit schiefen Ebenen und „versteckten“ Räumen die unterschiedlichen Orte des bezwingenden Geschehens – ohne naturalistische Mittel zu nutzen. Claus Stumps Kostüme verweisen eindrucksvoll auf die so divergenten Antagonisten.

Hilary Griffiths hat die Urfassung der Oper erarbeitet, interpretiert Martinůs imaginierend-ausdrucksstarke Musik mit großer Intensität: Das Sinfonieorchester Wuppertal intoniert äußerst konzentriert, korrespondiert mit Chören und Solisten, fasziniert mit differenzierendem Zusammenspiel, lässt die Botschaft des Werks intensiv hörbar werden.

Das Sänger-Ensemble der Wuppertaler Oper beeindruckt durch darstellerisches Engagement und durch kompetente stimmliche Präsenz: 22 Solisten sind gefordert – herausragend Dominik Wortig als kämpferischer Manolios, Juri Batukov als Priester Grigoris, Dariusz Machej als Priester Fotis, Joslyn Rechter als Katerina, Boris Leisenheimer als Yannakos, Thomas Schobert als Archon, Christian Sturm und Miljan Milović als Michelis und Kostandis – das Wuppertaler Ensemble leistet eine bemerkenswerte Gesamtleistung in allen herausfordernden Einzel-Rollen. Und dazu die Chöre! Chor, Extrachor, Kinderchor: darstellerisch engagiert, stimmlich fulminant; dazu die Wuppertaler Kurrende und eine aktive Gruppierung von Studierenden der Wuppertaler Musikhochschule: Zu Zeiten kultureller Krisen belegt diese Produktion die Potenz lokaler künstlerischer Kraft!

Das Premierenpublikum folgt theatralem Geschehen und imaginierender Musik mit großer Aufmerksamkeit – dankt mit intensivem Applaus, setzt sich mit inhaltlicher Botschaft und musikalischer Sprache auseinander – und erlebt Musiktheater als Ort sozialer Kommunkation! Ein Signal für die Präsenz der Wuppertaler Oper in einer brachial kulturfeindlichen Umwelt!

Franz R. Stuke