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Fünfziger Jahre, steife Gesellschaft,
aufmüpfig-unsicher-aggressive Jugend: Ulrich Hub charakterisiert die Figuren
Puschkins im Programm-Leporello lakonisch zeitbezogen, inszeniert konsequent
impulsiv, schert sich nicht um hergebrachte Konventionen (spitze: die
Duell-Szene).
In hermetischen farbvariierten Wänden (Bühne: Markus Meyer) spiegelt sich
die endlose Trostlosigkeit, das James Dean-feeling vermitteln die Kostüme
Judith Fischers.
Aus dem Graben klingt das Sinfonieorchester Wuppertal unter Martin Braun
erfreulich frisch, ein bisschen mehr psychologisierende Sensibilität wäre
wünschenswert.
Das spielfreudige Ensemble singt - dem Inszenierungskonzept, aber auch
Tschaikowskis Intentionen entsprechend - eher im zurückhaltenden Kammergestus:
Friedrike Meinel als hingebungsvoll leidende Tatjana; Thomas Laske ein
James-Dean Onegin als Projektionsfigur für alle anderen; Raphael Pauß
als quengeliger Lenskij.
Im Wuppertaler Opernhaus werden "Rauchschutztüren und Trennwände" eingebaut,
seit 28. Oktober sind die "Baumaßnahmen" abgeschlossen, aber die architekturzerstörenden
Fremdkörper sind immer noch unverputzt und erinnern mit ihren klobigen
Armaturen an Relikte aus stillgelegten Hochbunkern. Die treuesten der
Treuen im gut besuchten Opernhaus ignorieren diese geschmacklosen Eingriffe
souverän, lassen sich auch aus der Tatsache, dass der Catering-Service
kurzfristig "abgesprungen" ist, nicht verunsichern und erfreuen sich wohltuend
zustimmend an dem animierenden Operngeschehen. Trotz aller Widrigkeiten
gewinnt die Wuppertaler Oper ihr Publikum! (frs) |
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