Flucht ins Dämonische
Ein Herz wird mittels dämonischer Kräfte in traumatischer Konstellation "verpflanzt". Pfitzners Werk von 1931 steht in der Tradition sowohl der konservativen Weltsicht als auch der Musik in der Nachfolge Wagners und dem Zeitgeist der 20er Jahre.
Staphan Suschkes Inszenierung verzichtet auf unangemessene Aktualisierung, macht mit Filmeinspielungen aus Nosferatu, Sinfonie der Großstadt, Metropolis zu den Zwischenmusiken die historische Situation deutlich, dokumentiert den Pfitzner-Impetus.
Momme Röhrbeins Bühne artikuliert diesen Geist des Glaubens an das Übersinnliche: auf der Drehbühneb ein gewaltiger Kubus mit atmosphärisch dichten Spielorten.
Das Philharmonische Orchester Würzburg bewältigt unter Martin Brauns effektvoller Leitung die Musik des selbstherrlich-hypertrophen Pfitzner mit ihren spätromantischen Anleihen, ihren Avancen an den expressionistischen Stil der Zeit, ihrem Schwulst und fast unerträglichem Pathos mit distanzierter Souveränität.
Stefan Stoll gibt dem Arzt Athanasius ambivalente Statur; Michael Baba verleiht dem Moiger dämonische Stimmung; Gundula Schneider ist eine hingebungsvolle Gwendolin; Anja Kaesmacher eine liebende Helge - und das Würzburger Ensemble beweist darstellerische und gesangliche Qualität!
Das aufmerksame Würzburger Publikum vertraut dem enormen Anspruch ihres "kleinen" Hauses. Vermisst wird die Auseinandersetzung mit dem umstrittenen Pfitzner: da wird im Programmheft verharmlost und relativiert; der erzreaktionäre NS-Sympathisant wird in seiner ideologischen Verbissenheit nicht hinterfragt. Und so bleibt bei allem Respekt vor der hochkompetenten Theaterleitung die Frage nach dem "Warum?" der Stück-Auswahl. (frs)
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