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Fakten zur Aufführung 

UN BALLO IN MASCHERA
(Giuseppe Verdi)
24. Oktober 2009 (Premiere)

Mainfranken Theater Würzburg


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Leidenschaften

Mit weißen Vorhängen verkleidet, kreuzen sich zwei bühnenhohe Gänge auf der Drehbühne, schaffen einen stimulierenden Kommunikationsraum und zugleich vier wechselnde szenische Orte: Bernd Franke gelingt eine faszinierende Architektur, begnügt sich mit sparsamen Requisiten (stellt allerdings reichlich geschmacklos ein Bett mit Kissen und Überdecke auf den Galgenberg) und imponiert mit sparsam-nachdrücklicher Lichtsetzung.

Georg Rootering nutzt die Durchlässigkeit der Vorhang-Wände zu stilvollen Auftritten und Abgängen, erzählt sehr konzentriert die Geschichte elementarer Leidenschaften – besteht konsequent auf diesem Konzept, lässt sich auf keine „politische“ Deutung ein. Die Personenführung funktioniert in den szenischen Bewegungen – allerdings fällt dem Regisseur in Sachen Gestik wenig ein, da vertraut er offensichtlich auf die Routine der Solisten.

Mit Adam King ist als eifersüchtiger Renato ein hinreißender Verdi-Bariton zu hören: auf einer stabilen Mittellage entwickeln sich eruptive Ausbrüche, stimmlich kontrolliert mit bewundernswertem Ausdruck von Leid, Wut, Rache und – sehr differenziert – innerer Erschütterung! Niclas Oettermann wird als indisponiert angekündigt – doch wie der junge Tenor den Gustavo angeht, das lässt aufhorchen: ein bemerkenswert klangschönes Timbre, überzeugende Durchsetzungsfähigkeit, auf den Punkt gebrachte Durchsetzungskraft, volumenreich angesteuerte und gehaltene Höhen: man möchte ihn ohne spürbare Indisposition erleben! Anja Eichhorn ist eine Amelia mit emotionalisierendem Sopran, beeindruckend sowohl in der Intonation als auch in der agilen Phrasierung, ungemein sicher im Lagenwechsel: mit beeindruckendem Volumen und bemerkenswert ausgehaltenen Höhen. Sanja Anastasia gibt der Ulrica einen intensiv interpretierenden Alt: sonor in den Parlandi, beherrscht in den dramatischen Passagen, stimmlich von stupender Musikalität. Anja Gutgesell brilliert als quirliger Oscar, vermag mit ihrer beweglichen Stimme diesem Kobold aber auch leichthin Abgründiges zu geben. Mit Ipca Ramanovic und Johan F. Kirsten sind stimmstarke Solisten als die Verschwörer Cristiano und Horn zu hören; Kenneth Beal nutzt die Chance für einen kompetent lamentierenden Richter. Der Chor des Mainfranken Theaters (Leitung Markus Popp) agiert in den schönen Kostümen im Louis XVI-Stil von Götz Lanzelot Fischer sehr geschlossen, verbreitet rauschenden Klang, trägt zur emotionalisierenden Wirkung des Abends entscheidend bei.

Das Philharmonische Orchester Würzburg bestätigt seine Reputation: Unter dem aufmerksam leitenden Jonathan Seers entwickelt sich ein differenzierter Klang ohne störende Klischees in permanenter Abstimmung von Graben und Bühne – allerdings wirken Bläser und Schlagzeug bisweilen zu dominant, während die Solo-Instrumente ihren Platz auf einer kompetenten Streicher-Basis finden.

Das Würzburger Theater kann auf ein engagiert-begeisterungsfähiges Publikum bauen (darunter allerdings einige, denen bei szenischen Aktionen die Wörter ungehemmt aus den Mündern fallen); es entsteht eine sehr dichte Atmosphäre, die sich in lang anhaltendem und begeistertem Applaus löst. Schade, dass es in dieser Spielzeit nur noch zwei weitere Opern-Premieren gibt (Rosenkavalier und Figaro).

Franz R. Stuke

 








 
Fotos: Falk von Traubenberg