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Fulminantes Musikdrama
Von Franz R. Stuke
Es kommt vor: das schlüssige Regiekonzept trägt, das Orchester ist hochpräsent,
die Solisten befinden sich in Hochform - darstellerisch und stimmlich
-, die Bühne wird zum imaginativen Handlungsort, und das Publikum nimmt
das glückhafte Angebot kritisch-bedingungslos an. Adolf Dresens 93er Konzept
geht mit den Wechseln statischer und theatraler Effekte als eschatologisches
Drama mit archaischer Wucht voll auf. Die geometrischen Bühnenfiguren
Herbert Kapplmüllers entsprechen dem "offenen Kunstwerk", bieten Gelegenheit
zur Assoziation eigener Menschenbilder.
Donald Runnicles dirigiert das Orchester der Wiener Staatsoper vom donnernden
Pathos der Crescendi über nachdenkliche Parlandi zu elegischem Brio; aber
sogar bei einem so außergewöhnlichen Orchester wird deutlich, wie verdammt
schwer es ist, Horn zu blasen.
Das Ensemble glänzt mit den Dissonanzen und dem Schweigen des Entsetzens.
Christian Franz beweist seine sensiblen Heldentenor-Qualitäten als Nachfolger
der Kollo, Schmidt, Jerusalem. Luana de Vols Brünhilde verkörpert Liebe,
Leidenschaft, Rache, Endzeitstimmung in Vollendung, stimmlich auf höchstem
Niveau! Mikoko Fujimuras Debüt als Waltraude wird zum bejubelten Triumph.
Kurt Rydl beherrscht als Hagen die Szene, sein überwältigender Bass-Bariton
fasziniert mit enormer Ausdruckskraft. Ricarda Merbeths Gutrune und Geert
Smits' Gunther bewältigen ihre von der Regie zurückgenommenen Rollen typgerecht.
Oleg Bryjaks Alberich hat gegen seinen Sohn sowohl darstellerisch als
auch stimmlich wenig Chancen. Die Auftritte der Nornen und - vor allem
- der Rheintöchter sind Glanzpunkte eines fulminanten Musikdramas, zudem
nicht zuletzt der Staatsopern-Chor unter Ernst Dunshirn durch konzentrierte
Präsenz wesentlich zum außergewöhnlich gelungenen Abend beiträgt.
Entsprechend reagiert das Staatsopern-Publikum, die gewohnte Mischung
aus Stehplatz-Experten, altgedienten Stammbesuchern und repräsentations-orientierten
Touristen (da scheint es der Staatsopern-Direktion tatsächlich gelungen
zu sein, das störende Fotografieren abzustellen!) - wohlkalkulierte Abstufung
der begeisterten Zustimmung. |
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