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Alberts Initiation
Von Franz R. Stuke
Choreografisches Hin und Her mit abrupt-affektierter Gestik ersetzt für
Leonard Prinsloo die klassisch-vertraute Opern-Regie. Reifrock-Verschleiertes
Personal und abstrakt-wesenlose weiße Papierbahnen (Bühne: Christof Cremer)
verstärken den Eindruck artifizieller Witzigkeit des postmodernen Theaterhumors.
In diesem Ambiente erlebt der aufmüpfige Albert seine Initiation, von
der heuchlerischen Gesellschaft durchaus akzeptiert.
Das Amadeus-Ensemble Wien unter dem unverwüstlichen Walter Kobera agiert
dynamisch perfekt, variiert die Tempi äußerst einfühlsam und interpretiert
Brittens Intentionen perfekt.
Das spielfreudige Ensemble lässt sich lustvoll auf die skurrilen Situationen
ein, beeindruckt mit prima Stimmen und lässt den fehlenden britischen
Humor vergessen. Herausragend in animiertem Spiel, sicherer Intonation
und ironischer Phrasierung Anna Ryan als Lady Billows, Dieter Kschwendt-Michel
als Pfarrer, Bea Robein als Nancy und - distanziert-komisch - Alexander
Kaimbacher als Albert Herring.
Das Publikum im kühlen Jugendstiltheater weit draußen in Ottakring ist
durchaus ästhimiert - im Gegensatz zur Schmähkritik in der "Presse", die
ein "belangloses Nebenbei" konstatierte. Ärgerlich allerdings das viel
zu frühe Aufbrechen großer Teile des Auditoriums, eine Mißachtung der
Akteure und zudem ohne Effekt: alle warten anschließend an der Haltestelle
auf den 41A, der mehr als 45 Minuten benötigt, um die Innenstadt zu erreichen.
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