Ein Sängerfest
Zur berauschenden Ouvertüre gibt es eine Videoprojektion mit filmisch musik-übereinstimmender Wellenkonstellation – Dietmar Solt schafft eine dezent platzierte Innovation für das Welser Festival, besteht aber ansonsten auf traditionellem Bühnenrealismus: Es taucht – in dämonischem Rot - der Segler des Holländers auf, es gibt die Spinnstube, es gibt als Bühnenkontinuum eine Holztreppe.
Herbert Adlers Inszenierungskonzept überlässt die Interpretation der Charaktere dem Vorwissen und dem Assoziationsvermögen des Publikums. Seine Personenführung setzt auf optisch eindrucksvolle Tableaux ohne dramatische Konsequenz, aber in bemerkenswerter Übereinstimmung mit der Musik.
Die Brünner Philharmoniker sind ein Orchester mit hochmotivierter Spielfreude und stupender instrumentaler Perfektion. Unter dem calmierenden Ralf Weikert gelingt eine intensive Holländer-Interpretation mit beachtenswerter Dynamik – und sensibler Übereinstimmung mit der Bühne!
Gesungen wird auf höchstem Niveau: Artur Korn ist ein kernig artikulierender Daland mit imaginierender Grundierungskraft. Susan Anthony gibt der Senta mädchenhafte Kultur, beeindruckt mit einer sehr persönlichen Interpretation der enthusiasmierten jungen Frau. Edward Randall ist stimmlich hinreißend als ein liebend hin und her gerissener Erik, sein Tenor besticht durch volumenreiche Klarheit und totale Sicherheit in den dramatischen Höhen. Wolfgang Brendel verleiht dem Holländer stupende Deutungskraft: stimmlich fundamental sicher, in der Phrasierung variabel, als Charakter unergründlich dämonisch – ohne platte Klischees! Mit Natela Nicoli und Clemens Bieber sind Mary und Steuermann eindrucksvoll intonierend zu hören; und der Tschechische Philharmonische Chor Brno (Leitung Petr Fiala) überzeugt mit brausendem kollektiven Gesang.
Begeistertes Mitgehen im Publikum, Zustimmung zur offenen Inszenierung, Jubel für Orchester und Solisten! Man verabschiedet sich zum Wiedersehen im nächsten Jahr. (frs) |