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hierzu bitte auch den Kommentar zum Malta Opera Festival
Schicksalsmächte
Das Manoel-Theater in Valletta ist Europas ältestes bespieltes Theater
(1731!). Das atmosphärisch dichte Opern-Festival attrakiert seit vier
Jahren ein internationales Publikum und setzt auf ebenso internationale
Ensembles: Der Bulgare Plamen Kartaloff inszeniert Donizettis "Lucia"
als zwangsläufige Abläufe der Schicksalsmächte, lässt jedoch Raum für
durchaus überraschende Interpretationsmodi.
Die phantastische Mariana Panova ist eine eher arrogante Lucia, deren
mad scene als Anklage einer beleidigten Unschuld überkommt, während Niko
Issakovs Enrico durchaus Verständnis für seine Aktionen vermittelt. Großartig
die Tenor-Entdeckung des Maltesers Juan Gambina als Edgardo: exzellent
in seinen dramatischen Ausbrüchen, gefühlvoll in den lyrischen Passagen;
darstellerisch zu wenig geführt, aber im Timbre an den jungen Pavarotti
erinnernd - eine Tenor-Hoffnung für die Opern-Zukunft! Das übrige Ensemble
der Nationaloper Sofia beweist hohen Standard. Nikolai Pavlov als intonationssicherer
Arturo, Latchezar Lazarov als kraftvoller Raimondo-Bass. Der maltesische
Chor (Simone Attard) ist den Anforderungen des Donizetti-Pathos jederzeit
gewachsen.
Und mit Michael Laus (sorry to mention it: der Ehemann Mirian Gancis')
steigert sich das Orkestra Nazzajonali zu einem überzeugenden Donizetti-Klang:
volltönend, ausgewogen in den perfekten Instrumentengruppen.
Marco Bartolos Bühne spielt mit den Traditionen italienischer Bühnenmalerei,
die opulenten Kostüme im Stil schottischer Clans vermitteln historische
Atmosphäre, geraten aber im Zusammenspiel mit spannungslos-statischer
Personenführung zur gemäldeartigen Dekoration.
Das durchaus akzeptanzbereite Festivalpublikum bestaunte den pittoresken
Schlusseffekt des Geistes von Lucia mit dem sterbenden Edgardo, feierte
aber heftig das Orchester und die Solisten - vor allem Juan Gambina! |
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