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Glanzvoll düster
Das Ulmer Theater setzt mit diesem Werk in der Regie von Werner Pichler
seine erfolgreiche Reihe von Belcanto-Opern fort. Im Mittelpunkt des Werkes
steht die Dreiecksbeziehung zwischen König Heinrich VIII., seiner Gemahlin
Anna Boleyn und deren Hofdame Jane Seymour.
Pichler macht die Positionswechsel in diesem Dreieck regelrecht geometrisch
anschaulich, indem er die Figuren immer wieder auf einer schmalen, steilen
Treppe die Stufen zum Thron erklimmen oder hinabsteigen lässt, wobei sich
die Positionen der Anna und der Giovanna am Ende vertauscht haben. Neben
dem relativ grob als Macho und Machtmensch gezeichneten Heinrich (KS Wilhelm
Eyberg von Wertenegg) lässt der Regisseur die beiden Frauengestalten in
sehr feiner Charakterisierung ihre Zwiespälte und Gefühlregungen verkörpern
und gesteht trotz der eindeutigen Opferrolle der Anna auch Sympathien
für ihre Rivalin zu.
Bisweilen wirken die Szenen etwas starr, die männlichen Darsteller stehen
in der Beziehung deutlich hinter den Frauen zurück, zu denen auch die
Hosenrolle des Pagen Smeton gezählt werden soll. Der Chor erscheint meist
ordentlich aufgereiht und bewegt sich nur minimal auf der dunklen Bühne,
auf der stattdessen sechs schwarze Türen verschoben werden. So öde und
finster die Bühne von Klaus Hellenstein ist, so opulent sind seine historischen
Kostüme, die in der geschickten Beleuchtung von Elana Siberski der Blickfang
der Inszenierung sind. Bedauerlich nur, dass für manche der männlichen
Darsteller die Mode von 1530 nicht besonders vorteilhaft ist.
Unter dem feinfühligen Dirigat von Thomas Mandl erzeugt das Philharmonische
Orchester der Stadt Ulm einen filigran gewobenen Klangteppich nach Donizettischem
Muster, auf dem die Sänger und Sängerinnen selbst die schwierigen koloraturgespickten
Bravourarien souverän präsentieren konnten. Lediglich das Vorspiel zum
letzten Bild misslang intonationsbedingt.
Alle Partien sind in Ulm aus dem Ensemble besetzt, allen voran Eva Zettl
als Anna, die der Figur lyrische Weichheit und Verletzlichkeit verleiht,
allerdings auch mit satter, runder Tongebung in den dramatischen Phrasen
überzeugt. Rita Kapfhammer glänzt als Giovanna mit strahlendem Mezzosopran
und geschmackvoller Phrasierung und Gisela Schubert gibt einen rührend
jungenhaften Smeton. Die Partie des Lord Percy übernimmt der junge chinesische
Tenor Xu Chang mit viel Italianitá und mächtigen Spitzentönen in der Kehle.
Das überaus dankbare und zahlreiche Ulmer Publikum schien den Abend rundherum
zu genießen und spendete großen Beifall und Bravorufe für Eva Zettl und
ihre Kollegen. Auch das Regieteam wurde großzügig bedacht. (if) |
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