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Im Industriehallen-Ambiente der Zeche
Zollverein, die soeben zum Weltkulturerbe erklärt wurde, begann also die
erste Ruhrtriennale in NRW. Mit seiner Inszenierung des szenisch-musikalischen
Projektes "Deutschland, deine Lieder" traf der Bochumer Intendant Matthias
Hartmann dabei einen durchaus breiten Publikumsgeschmack. Grundlage von
Hartmanns Inszenierung bilden zum einen Albert Ostermaiers Monolog "Vatersprache",
zum anderen die Vokalpartitur des deutsch-iranischen Musikers Parviz Mir-Ali.
Ostermeiers zwar konventioneller, aber dennoch nicht banaler Text wird
vom Protagonisten Wolf, gespielt von Marcus Bluhm, bewusst trocken und
ohne emotionale Entgleisungen vorgetragen.
Für den gefühlsbetonteren Teil sorgt das elfköpfige Acappella-Ensemble
unter der Leitung von Marius Lange - ein heterogen besetzter Chor nicht
nur unterschiedlicher Stimmlagen, sondern auch völlig verschiedener Charaktere.
Nur so lässt sich der Balanceakt zwischen barocker Kantatenmusik und zeitgenössischen
Rocksongs bewältigen - und dies gelingt den Sängern und Sängerinnen in
meisterhafter Manier.
Die eigentliche Essenz des Stückes aber liegt in dem Einsatz von Liveprojektionen
und Videobildern, die Ostermeiers Text während der gesamten 90 Minuten
kommentierend begleiten. Die Bilder erreichen dabei eine technisch einzigartige
Perfektion, die das Werk zu einem ästhetischen Hochgenuss reifen lassen.
Schade, dass die Halle bereits in der dritten Vorstellung nur noch zu
zwei Dritteln gefüllt war (bei noch neun auszubleibenden Aufführungen).
Die Begeisterungsstürme der Erschienenen machten jedoch deutlich, dass
keiner seinen Triennale-Besuch bereut hat. (cd) |
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