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Feuer und Tod
Mozarts wiederentdecktes Meisterwerk, geschrieben im Alter von sechzehn Jahren. Man hört die noch enge Verbundenheit mit der „Affektenlehre“, man spürt das jugendliche Bemühen um das Erzählen einer „spannenden“ Geschichte, man wird konfrontiert mit einer Musik voller Inspiration, voller Spiritualität, voller Leidenschaft, voller artifizieller Meisterschaft – und man hört die späteren Konstanzes, Belmontes, Paminas, Idamantes und Titos. Der „göttliche Funke“ wird zum leuchtenden Feuer.
Auch deshalb ist Olga Mottas Regie mit ihrer charakterisierenden Feuer-Metaphorik wert zu schätzen: Feuer ist bedrohlich, Feuer spendet Leben, Feuer ist ein Symbol -- Feuer beherrschen das reduzierte Bühnenbild (die Stuttgarter Bühnentechnik leistet exzellente pyrotechnische Hilfe!). In der zu Zeiten Mozarts typischen Rokoko-Kostümen treten die Liebenden, Hassenden, Zornigen, Todes-Süchtigen zumeist vereinzelt auf, haben wenig Kontakte, konkretes Bühnenhandeln besteht aus artifiziellen Annäherungen – die eigentliche Handlung beschreibt die Musik, beschreiben die emotional ergreifenden Arien.
Simone Schneider und Marina Prudenskaja sind das Paar Giunia/Cecilio, Christina Langhammer und Marita Solberg Cinna und Celia – sie singen mit zauberhafter Leichtigkeit, artikulieren archetypische Gefühle, vermitteln seelische Konflikte mit stimmlicher Wandlungsfähigkeit, kommunizieren Gefühle mittels einfühlsamem Gesang. Mirko Roschkowskis Lucio Silla macht als zentrale Figur deren extreme Gefühle wohltönend verhalten intensivierend deutlich.
Konrad Junghänel gelingt mit dem Staatsorchester Stuttgart ein herrlich schwebender Mozart-Klang, ohne parfümierte Sentimentalität, dafür mit beeindruckender „Schönheit“ der musikalischen Harmonie. Zum „Tod als Trost“ das Klarinettenkonzert A-Dur, virtuos bewegend vorgetragen von Wolfgang Bayer.
In Stuttgart gewinnt Mozarts Emotionen stimulierendes geniales Frühwerk Kult-Status – viele Besucher wollen sich offenbar mit den Gefühlen identifizieren, suchen nach Momenten entlastenden Erlebens zu Zeiten existenzieller Gefährdungen. Auch das ist eine Leistung des aktuellen Musiktheaters! (frs)
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