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Fakten zur Aufführung 

DER TROUBADOUR
(Giuseppe Verdi)
5. August 2007
(Premiere: 29.6.07)

Schlossfestspiele Schwerin

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

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(0385) 53 00 - 123

 

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Mantel und Degen

Es findet statt eine Opern-Show nach dem Verona-Klischee: Massen von Truppen und Nonnen, spektakuläre Kulissen, leibhaftige Pferde – dazu das im Finale beleuchtete Schweriner Schloss mit Neuschwanstein-Zauber.

Peter Lotschak setzt in seiner Regie auf den Kontrast actionreicher Massenszenen und hervorgehobenen Gelegenheiten zu ariosem Schöngesang. Er nutzt die Episoden-Struktur der Verdi-Oper zu einem effektvollen Mantel-und-Degen-Spektakel, verzichtet auf die innere Dramatik der Geschichte sowohl in den einzelnen Episoden als auch im Gesamtzusammenhang.

Lutz Kreisel schafft dazu mit weiten Räumen, ausschwingenden Treppen und angedeuteter Monumental-Architektur das entsprechende Ambiente, zieht dazu das optisch beeindruckende Schweriner Schloss mit ein – und findet in den üppigen genre-typischen Kostümen von Giselher Pilz die adäquate Entsprechung.

Sängerisch kann sich die Schweriner Opern-Show hören lassen – auch die tontechnische Verstärkung nutzt die Möglichkeiten optimal. Michael Kraus gibt dem Luna strömend-kraftvolle Statur; Daniel Magdan ist ein stimmlich präsenter Manrico, permanent legatosicher und überzeugend mit klangschönem Tenor; Anna Dragan gibt der Leonora viel Leidenschaft und hat ihre Stimme kontrolliert im Griff; herausragend Hermine May, die mit ihrem ungemein flexibel-ausdrucksstarken Mezzo der Azucena phänomenalen Ausdruck verleiht! Die weiteren Rollen sind angemessen besetzt, und die Chöre verströmen abgestimmten Klangrausch.

Matthias Foremny gibt der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin den eingängigen Duktus vor: ein Orchester im Dienst des Spektakels, immer in Balance zu den Sängern, immer auf dem Niveau der gängigen Verdi-Erwartung, klangschön ohne interpretatorische Finesse.

Auch bei der Derniere nach 24 Aufführungen ist die Tribüne für 1900 Zuschauer fast voll gefüllt, und ein open-air-kundiges Publikum genießt einen wunderschönen Abend, lauscht aufmerksam, goutiert die Effekte und dankt den Akteuren mit begeistertem Applaus. Einige allerdings können das blödsinnige Blitzen nicht unterlassen – und man fragt sich, weshalb bei zahlreichen nervenden Zugangsregularien die Veranstalter das Fotografier-Verbot nicht deutlich verkünden.

Das Danach ist allerdings ein Leidensweg: Der Weg zum Hotel führt durch eine leblose Stadt, im Intercity-Hotel ist die Bar geschlossen – und ein Bier kann man sich im gerade schließenden Asia-Grill gegenüber besorgen. (frs)


Fotos: © Silke Winkler