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Wolfgang Quetes inszeniert Wagners
Künstlerdrama mit permanenten Bezügen zur Wagner-Biographie, zeigt, dass
es ein richtiges Leben nach dem falschen geben kann. Tannhäuser ist egozentrisch,
kein Gottsucher, er hat Elisabeth offenbar nie geliebt, Verlierer ist
das reaktionäre Papsttum: der Stab blüht doch - eine effektvolle Apotheose
der Hoffnung!
Die Mecklenburgische Staatskapelle vermeidet unter Ivan Törzs jedes falsche
Pathos, kostet die immanente Dynamik sehr klangschön aus und lässt viele
bislang ungehörte Feinheiten erleben.
Die Bühne von Heinz Balthes (Symbolik als Verweise auf die historisch
kontroversen Spielorte: Wartburg/Pariser Oper) und die farbenfrohen Kostüme
von Jose Manuel Vasquez unterstreichen das Bemühen um "wahrhaftiges Theater"
(Felsenstein), verzichten auf opulenten Schwulst.
Als Elisabeth ist Helen Donath zu erleben: traumhaft in den Phrasierungen,
innig in den lyrischen Passagen. Man versteht nur nicht, was sie an dem
eher unbeteiligten Heinrich findet: Wolfgang Neumann bleibt in dem spröden
Regie-Konzept die Chance zum nicht-fanatischen Ausdruck persönlichen Leids.
Das gelingt ihm - nach eher zurückhaltenden Beiträgen im Sänger-Wettstreit
mit der Rom-Erzählung grandios. Der Wolfram Ryng Suk Hans kommt als eher
invers gerichteter Grübler, ohne Schmalz, aber sehr emotional. Thomas
Mehnert ist als Landgraf der "Hüter der Tugend", kraftvoll-kernig! Dagegen
bleibt die Venus Renate Düerkops blass, emotionale Leidenschaften werden
erst mit ihren Schlusstönen nachvollziehbar.
Diese "Gala" findet im renovierungsbedürftigen Mecklenburgischen Staatstheater
(Wer sitzt schon gern auf stachligen Sprungfedern?) vor spärlich besetzen
Rängen statt - schade! (frs) |
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