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Ivan Törzs vermittelt mit der mecklenburgischen
Staatskapelle einen exquisiten Beethoven-Klang vom Singspielhaften bis
zum Pathos der Freiheitsbotschaft. Das Orchester reagiert hoch präzise
- die Hörner! - und entwickelt ein eigenes Timbre.
Dazu erlebt das Publikum ein engagiertes Sängerensemble, dem allerdings
der ultimative stimmliche Glanz fehlt: Kay-Gunter Pusch und Petra Nadvornik
spielen einen den letzten Halm des bescheidenen Lebensglücks ergreifenden
underdog Jaquino und die sich nach romantischer Liebe sehnende Marcelline
wunderbar glaubwürdig und geben ihren Rollen die gesangliche Äquivalenz.
Michael Glückmanns Pizarro geht in Beethovens instrumentalen Ansprüchen
vokal unter; Roger Krebs gibt einen schlanken Rocco-Bass; Kirsi Tiihonen
beeindruckt als Leonore mit ungemein sicheren und kraftvollen Spitzen
und Graham Sanders ist ein leidend-erlöster Florestan mit klarer Artikulation
und Phrasierung, allerdings ohne den Unterklang des Wahnsinns erlittener
Leiden.
Frank Hilbrichs Inszenierung macht deutlich, dass die Methoden unterdrückender
Gewalt sich nicht im blutrünstigen Abschlachten realisieren, sondern in
bürokratischen Vernichtungsritualen. So ist denn auch der Kerker ein Müllhaufen
verrotteter Akten und Pizarro agiert in einer martialischen Registratur
(Bühne: Vincent Callara). Das aktualisierte Finale macht im Lob der Gattenliebe
deutlich: Beethovens hymnische Musik ist die Utopie der humanen Befreiung!
Gespannte Aufmerksamkeit im Publikum, lebhafter Beifall - der Star ist
das Orchester. (frs) |
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