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Nichts ist mit ideologischem Pathos,
nichts mit "Zauberoper". In Rostocks Volkstheater inszeniert Andreas Baesler
eine "Schule der Aufklärung" hochintelligent als Mischung aus Feuerzangenbowle,
Frühlingserwachen und Törless. Als konkrete Metapher der aufklärerischen
Bildungsbemühungen wird echtes "Volkstheater" gespielt!
Eindeutige Bühnenelemente (Kaspar Zwimpfer) schaffen nachvollziehbare
Identifikationsräume für eine realitätsnahe Situation mit einem Sarastro,
der wie ein August Hermann Francke für seine Rolle als "Hüter der Tugend"
steht. Die Kostüme Caroline Dohmens - Schüleruniformen der Aufklärungszeit
- machen vor allem den hochmotivierten Choristen Spaß!
In der allgemeinen Spielfreude beeindrucken mit Mark Adler, der bezaubernden
Christiane Blumeier-Braun und Hans-Werner Bramer als Tamino, Pamina und
Sarastro drei exorbitante jugendliche Solisten, während Masako Godas Königin
der Nacht in der mezza voce Probleme mit der Intonation hat und Carsten
Sabrowski als Naturbursche Papageno mit seiner enormen Bühnenpräsenz haarscharf
am Rande des "Knattermimen" balanciert.
Pavel Baleff vermittelt mit der Norddeutschen Philharmonie Rostock die
lebensnahe Musik Mozarts locker und luftig!
Im Auditorium des maroden Volkstheaters (s. Kommentar) finden sich neben
dem treuen Stammpublikum überraschend viele Jugendliche und Kids, die
vom traditionellen Theoriequalm um Mozarts Meisterwerk nicht belastet
sind und das "Schülerdrama" hochinteressiert verfolgen - vorbereitet durch
eine inszenierungsgerechte "Inhaltsangabe" im unprätentiösen Programmheft.
(frs) |
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