Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

MEFISTOFELE
(Arrigo Boito)
20. März 2005 (Premiere)

Theater Regensburg

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


Tickets

(0941) 507 24 24

 

zurück       Leserbrief

Triumph eines Meisterwerks

Arrigo Boito hatte sich mit Mefistofele einiges vorgenommen: 1. Goethes Faust I und II unter einem Operndach zusammen zu zwingen. 2. Darüber einen erstklassigen Text zu schreiben. 3. Das ganze an der Scala herauszubringen. 4. Damit die italienische Oper zu revolutionieren. Nun, Frechheit siegt, denn drei von vier Vorgaben konnte Boito erfüllen. Nur mit dem nachhaltigen Einfluss auf die Opernentwicklung wollte es nichts werden. Da war der Textdichter Boito als Librettist von Verdis Falstaff und Othello erfolgreicher als der Komponist.

Dass Mefistofele jedoch eine großartige Schöpfung ist, bewies die triumphal aufgenommene Premiere im Theater Regensburg. Kaum kann ich mich an eine jemals mit solchem Enthusiasmus beklatschte Vorstellung an diesem Haus erinnern. Über den eindrucksvollen Prolog im Himmel, mit dem im dritten Rang zu beiden Seiten der Zuschauer effektvoll platzierten sehr guten Chor, über die ingeniöse Darstellung des Gretchens durch Katharina E. Leitgeb, bis hin zum berauschenden Tod des Faust waren Augen und Ohren beschäftigt.

Für visuelle Reize zeichneten die Regie von Heinz-Lukas Kindermann, das schrill bunte Bühnenbild von Heidrun Schmelzer sowie die suggestive Lichtregie von Klaus Herbert Welz verantwortlich. Gelbe prismenartige und dreieckige Formen, die mit allerlei okkulten Zeichen bemalt sind, füllen die Bühne. Mit ihnen spielt die Regie. Mal hebt sich die obere Form gen Schnürboden weg, mal öffnet sich die untere, und die Hexen eines Sadomasoclubs steigen zur Walpurgisnacht heraus, und oft formen sich Dreiecke als Zeichen göttlichen Einflusses. Dann wieder dreht sich die Anlage, um Faust und Gretchen, Mephisto und Martha lange darauf spazieren zu lassen. Kindermann liebt Bewegung und skurrile, unheimliche und zündende Theatereffekte. Er sucht das Episodische der Oper nicht durch einen übergeworfenen Regietheatermantel zu überdecken. Die äußerliche Identität von Faust und Mephisto ist einer der wenigen typischen Regietheatereinfälle. Vielmehr stellt sich die Regie in den Dienst der Musik.

Davon profitieren die teilweise hervorragenden Sänger. Jóhann Smári Saevarsson gab einen rauen, draufgängerischen Mephisto mit ungemein ausdrucksstarkem, mächtigem und gern kratzigem Bassbariton. Dagegen wirkte der Faust von Yong-Bae Shin ziemlich blass. Der Tenor sang etwas teilnahmslos, zu wenig ergriffen. Oft fehlte es an Glanz, obwohl seiner schlanken lyrischen Stimme durchaus Kapazitäten zur Verfügung stünden. Gebannt verfolgte man hingegen Katharina E. Leitgebs Darstellung des Gretchens. Endlich eine Rolle, die für die große, reiche und dramatische Stimme der Sopranistin maßgeschneidert ist. Staatsopernreif. Keinesfalls zu verachten war auch die Helena von Gail Sullivan. Mit viel Metall und Vibrato überstrahlte sie die musikalischen Ballungen des 4. Aktes.

Für ein ausgewogenes Verhältnis von Bühne und Graben sowie für die oftmals diffizile Koordination sorgte Jari Hämäläinen am Pult. Er animierte Orchester und Chor zu einer pulsierenden Höchstleistung, die ebenso begeisterte Zustimmung fand, wie alles andere, was sich an diesem Abend für Boitos Meisterwerk eingesetzt hatte. (tv)


Fotos: © Juliane Zitzlsperger