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Bebildert
Weil trifft Weill am Theater Regensburg. Intendant und Regisseur Ernö
Weil hat Mahagonny bebildert, die Parabel von Korruption, Spießbürgerlichkeit
und dekadenten Exzessen, mit der Brecht/Weill 1930 einen fulminanten Theaterskandal
ausgelöst haben. Ernö Weil setzt auf die Kraft des epischen Theaters,
will keinen wie auch immer gearteten Realitätsbezug herstellen. Er setzt
jede Szene für sich, hofft auf die Kraft ihrer Bildwirkungen, die einen
roten Faden, eine Kernkonzeption der Inszenierung zweitrangig werden lassen.
Ob dies der Oper gerecht wird, daran kann man zweifeln.
Die Bilder treffen die Szenen, versuchen den Zuschauer und den Zuschauerraum
miteinzubeziehen, verdichten sich aber nicht zu einer Linie. Zu glatt
und flach sind die Bildschöpfungen, die die Regie mit der großen Slotmachine
(Einarmiger Bandit) der Bühne von Dieter Stegemann und den schrillen,
alltäglichen Kostümen von Ulla Röhrs kreiert. Das gesellschaftskritische,
für das Regietheater geradezu herausfordernde Potential dieser Oper wird
ausgespart. Der Zuschauer, den Brecht zu einer Erkenntnis, zu einer Entscheidung
bringen will, bleibt genüsslerisch teilnahmslos.
Die Entscheidung, das Orchester nicht im Graben, sondern raffiniert im
ersten Stock in den Spielautomaten zu integrieren, ist optisch reizvoller
als akustisch. Zwar bleiben die Sänger so immer präsent, doch klingt das
Orchester oft allzu fern, zu sehr aus dem Off. Ein Hurrikan ist höchstens
ein laues Lüftchen. Dennoch kann Guido Johannes Rumstadt einen gewitzt
lebendigen Weill-Sound produzieren, der mit zum Besten des Abends gehört.
Der Chor gibt sich sehr gut aufgelegt. Die Regie nutzt sein Potential
gekonnt und formt ihn zu einer Säule der Inszenierung. Die Sänger erbringen
gute Leistungen, doch ein wirkliches Highlight, eine Weillstimme lässt
sich nicht ausmachen. Leider bleibt der Songcharakter der "Oper", das
Triviale, das Verruchte, das Verführerische wegen der Opernstimmen und
der Ausspracheprobleme der Sänger auf der Strecke.
Das Publikum litt nach der Pause unter Schwindsucht, Szenenapplaus schien
verboten, doch der Schlussapplaus war durchaus wohlmeinend. (tv) |
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