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David unterliegt Goliath
Eine laue Sommernacht, ein prachtvoll beleuchtetes Schloss, plätschernde
Sektbrunnen, fürstlicher Glamour, die Weckung aller "Das Neue Blatt"-Instinkte,
auf der Suche nach vermeintlichen Promis, das gehört natürlich zu diesen
ersten Thurn und Taxis Schlossfestspielen.
Wie jedes Open Air lebt auch dieses von seinem Ambiente, denn im Kampf
mit der Akustik bleibt die Musik der David gegen den atmosphärischen Goliath
samt Fürstin Gloria. Auch im großen Schlosshof gelingen bei Orffs "Bernauerin"
keine akustischen Wunder. Die Musik wird weniger nur verstärkt als aus
riesigen Lautsprechern mit mutigem Griff zum Volumenregler übertragen.
Die Folgen sind technische Aussetzer, blecherner Geigenton, donnernder
Percussionsound, eine gestörte Balance zwischen Chor und Orchester.
So klang das ansonsten mit genauer Diktion singende und perfekt auf die
Winke seines Dirigenten Christian Kroll ausgerichtete Ensemble aus Regensburger
Kantorei und Universitätschor etwas flach und wurde im Fortissimo vom
Philharmonischen Orchester regelrecht erschlagen. Krolls Interpretation
hatte besonders durch scharfe rhythmische Akzentuierung, etwa in der beeindruckend
vorwärtsgepeitschten Hexenszene ihren Reiz.
Da die Musiker die Bühne einnahmen, musste das Schauspiel an die Rampe
und auf den großen steinernen Schlossbalkon ausweichen. Das darüber sich
wölbende wetterfeste Schildkrötendach nahm dem Schloss als Kulisse leider
seine Höhe und ließ den Bühnenbalkon ans Kuppeldach gequetscht erscheinen.
So blieb wenig Aktionsraum für schauspielerische Profilierung, für die
sich das unpsychologische Stück ohnehin nicht anbietet.
Die Stars Christine Neubauer als Bernauerin und Toni Berger (mit textlichen
Hängern), dazu ein jugendlich frischer Heiko Ruprecht als Albrecht und
Regensburger Lokalgrößen gaben vielleicht ihr Bestes, doch bot die wenige
teure Probenzeit Regisseur Ernö Weil nicht die Chance zu einer gereiften
Inszenierung. Das Spiel blieb statisch, trivial und wurde visuell geschluckt
von den orchestralen Menschenmassen. Da man in der letzten Spielzeit erleben
konnte, wie einfallsreich Weil gerade mit dem Chor arbeitete, darf man
dies umso mehr bedauern.
Noch vor dem letzten Akkord stürmten die Paparazzi zu ihrer Durchlaucht,
die als Ansagerin in Erscheinung getreten war. Das alberne Blitzlichtgewitter
absorbierte die Zuschauer derart, dass der Applaus für alle Beteiligten
eher mager ausfiel. Schade für die Musiker, die doch das meiste zum Erfolg
beigetragen hatten. Andere Meinungen lesen Sie in der einschlägigen Presse.
(tv) |
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