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Fakten zur Aufführung 

SALOME
(Richard Strauss)
24. Mai 2008
(Premiere: 17. Mai 2008)

Stadttheater Passau


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Sehnsüchte

Generalmusikdirektor Basil H. E. Coleman setzt mit der Niederbayerischen Philharmonie auf die frappierenden Klangfarben-Kontraste, auf klangliche Vollkommenheit, auf Wechsel von Tonalität zu erregenden Dissonanzen – und in der reduzierten Strauss-Fassung gelingt das mit großartigem Effekt!

Ultz , dem vielerfahrenen Regisseur und Ausstatter im Oper- und Off-Bereich, geht es um die gewaltsam unterdrückten Sehnsüchte der Salome, um individuelle Dominanz und brutale Strukturen, um die konkrete Ausweglosigkeit für mädchenhafte Gefühle. So spielt – konsequent realisiert, aber die Drama-Intention verstärkend – der alternativlose Ablauf im Monitor-bestückten Video-Überwachungszentrum eines totalitären Systems. Jeder wird beobachtet, ist unfrei in seinen Bewegungen. Salome sieht Jochanaan als Projektion ihrer unterdrückten Wünsche, erfüllt sich ihren übersteigerten Wunsch nach „Liebe“. Das Geheimnis der Liebe, das größer ist als das Geheimnis des Todes, ist in Regie und Bühne beklemmend wahrzunehmen, wird vielleicht nachvollziehbar.

Das Publikum im intim-emotionalen Passauer Theater lässt sich auf das intensive Spiel ein, folgt gebannt und lässt sich vom gnadenlosen Schicksal der Salome hinreißen.

Valérie Suty ist ein offenbar missbrauchtes Mädchen, ist angewidert vom Wunsch nach dem „Schleiertanz“, verkörpert hilflos die Suche nach „wahrer Liebe“ – und gibt dieser Verzweiflung ergreifenden stimmlichen Ausdruck: mit bewundernswerter stimmlicher Variationskraft, mit fulminanten Höhen, mit staunenswerten Brüchen in den Stimmlagen und faszinierender Emotionalität. Oscar Imhoff und Karla Bytnarova sind ein Herodes-Herodias-Paar mit psychisch-brutaler Gewalt, singen überzeugend aggressiv und stimmlich ausdrucksvoll. Kyong Chun Kim gibt dem Jochanaan missionarisch-kraftvolle Stimme, singt mit strömendem Bariton. Reto Raphael Rosin ist ein darstellerisch und stimmlich überzeugender Narraboth – und das Passauer Ensemble beeindruckt durch intensives Spiel und kompetent-rollengerechten Gesang.

Die Salome in Passau – ein Triumph für das Musiktheater in der vermeintlichen Provinz! (frs)