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Antikriegs-Oper
Paul Bäumer und die übrigen Jungen aus Remarques aufwühlendem Antikriegs-Roman
erleben als traumatisierte Alte im Siechenhaus ihre zerstörenden Erlebnisse
des Ersten Weltkriegs. Thomas Münstermann inszeniert hochintensiv: eine
verlorene und bewusst geopferte Generation wird in extremen Situation
vermittelt, ohne die üblichen Bühnenklischees (Videoeinspielungen von
Kriegsszenen oder ähnliches) zu benutzen.
Der karge, abweisende Raum von Jan Bammes verstärkt mit beklemmenden Elementen
(Rollstühle als Schützengräben, Sofa als Bombentrichter) und torsohaft
sichtbaren "Beobachtern" oberhalb des Palfonds die emotional zwingende
Botschaft der Sinnlosigkeit des Kriegsopfers.
Nancy Van de Vates Libretto komprimiert Remarques Jahrhundertwerk auf
existenzielle Szenen, ihre Komposition begleitet diese elementaren Geschehnisse
emotional bewegend, experimentiert nicht mir intellektuellen Kompositionsinnovationen,
erinnert vielmehr an klassische Filmmusiken von Korngold, Rota, Herrman,
gibt allein dem "Helden" die Chance zu sängerischer Vermittlung (vielleicht
wäre ein Melodram - Sprache mit Musik - die angemessenere Form).
Das Osnabrücker Symphonieorchester unter Hermann Bäumer intoniert dramatisch
angemessen, hält die inverse Spannung im Zusammenspiel der Instrumentengruppe
permanent, vermittelt das Menschheitsdrama als quasi sinfonische Dichtung.
Für das Osnabrücker Publikum wird die Oper zum Hauptwerk des Sohnes ihrer
Stadt offensichtlich zum Opern-Event: im gut besetzten Haus werden die
Abläufe offenbar gebannt verfolgt, doch nach anderthalb Stunden ungewohnten
Formen äußert sich beim Verlassen des Theaters doch viel nörgelndes Unverständnis.
Aber immerhin: die Welturaufführung lockt Menschen ins Theater, von denen
vielleicht mancher zum Nachdenken gebracht wird. (frs) |
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