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Künstler-Scheitern
Mathis Grünewald, der Maler des Glaubens zur Reformationszeit, im Konfessionsstreit,
Objekt der Mächtigen, wankelnd im Bauernkrieg, menschlich zwischen zwei
Frauen, am Ende seiner Kunst entsagend. Paul Hindemiths vielschichtiges
Künstlerdrama wurde 1938 in Zürich uraufgeführt, ist ein Paradefall für
die Angriffe der Nazis auf ausgegrenzte Kultur.
In Osnabrück inszeniert Thomas Münstermann einen zerrissenen Charakter,
beseelt von religiösem Auftrag, schließendlich zerbrochen an den Infamien
der realen Welt, an seinen Gefühlen, an seiner Resignation vor der unlösbaren
selbstgestellten Aufgabe.
Peer Palmowskis Bühne hat einen Bilderrahmen als Boden, zahllose Leinwände
- leer, mit Blut bespritzt, mit Details - werden von oben gezogen, am
Ende beiseitegeräumt: faszinierende Bilder der Angst vor der leeren Fläche.
Das Osnabrücker Symphonieorchester intoniert Hindemiths bisweilen überbordende
Musik unter Hermann Bäumer durchaus kraftvoll, betont die spätromantischen
Anklänge, lässt aber in den langatmigen reflexiven Phasen bei aller Klangschönheit
in der Spannung enttäuschend nach. Es verbreitet sich lähmende Langeweile.
Thomas Möwes vermag das seelische Elend nur ansatzweise zu transportieren,
zu wenig vermittelt sein Spiel die inneren Konflikte, zu gehemmt wirkt
seine zurückhaltende Stimme. Dagegen demonstriert Hans-Hermann Ehrich
als schwankender Kardinal mit intakt sitzender Stimme und stupender Bühnenpräsenz
höchste Professionalität. Natalia Atamanchuk beeindruckt darstellerisch
und mit ausdrucksvoller Stimme als Bauernführer-Tochter. Die übrigen Rollen
werden solide interpretiert, allerdings ohne letzte Intensität. Es wäre
hilfreich, wenn Übertitel die Textverständlichkeit unterstützten.
Das Osnabrücker Publikum beobachtet das selten zu erlebende Werk aufmerksam,
dankt allen Beteiligten mit ruhigem Applaus nach langen dreidreiviertel
Stunden - eine konsequente Dramaturgie hätte wohl mehr innere Spannung
vermitteln können. (frs)
Karten unter (0541) 323-3314 |
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