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Spiel mit Sprache
Moritz Rinke tut es, Jürgen Lodemann macht es, Hebbel und Wagner haben
es geschafft: nun Roland Höve mit seiner sprachlich vielschichtigen Variation
des Nibelungen-Mythos. Ein Konglomerat aus mittelhochdeutsch-verballhornten
Erfindungen, traditionellen Zitaten, distanzierten Kommentaren, ironischen
Verfremdungen - dazu eine gleichermaßen patchworkadoptierte Musik von
Patrick Schimanski mit einem Duktus, der auf engagierte Protestsongs à
la Sting oder Konstantin Wecker verweist.
Wladimit Krasman interpretiert sensibel-souverän an Klavier und Harmonium
(lässt sich beim Applaus allerdings nicht blicken).
Das vielfältig gebrochene Geschehen hat als Spielstätte einen überlebensgroßen
Blechkasten mit wiederum permanent genutzten Blechkisten, die zugleich
als krachende Resonanzkörper fungieren (Bühne: Timo Dentler).
Roland Hüve lässt die Akteure klettern, absenken, an Tischen sitzen, Plätze
außerhalb der eigentlichen Szene einnehmen, sich ans Publikum wenden.
Die Schauspieler beweisen sowohl physische Agilität als auch stimmlich-sprachliche
Kompetenz: erotisch aufgemotzt, unbeholfen reflektiert, mit groofe in
den Gesangsnummern Christina Dom als Kriemhild, Babette Winter als Brünhild;
Daniel Montoya als looser Gunther, Fritz Matthiae als "treuer" Macho-Hagen,
Matthias Caspari als ungebärdig-anachronistischer Siegfried.
In Osnabrück fesselt die - sich leider und zu oft selbst interpretierende
- Melange der Nibelungen-Story ein hingerissenes Publikum. (frs) |
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