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Das plüschige Sofa nebst Häkeldeckchen
umgeben von Geranien ist die Privat-Welt Roccos; darunter der Kerker -
und dahinter die "Freiheit" im diffusen Licht. So baut Jan Bammes eine
Bühne mit klaren Zeichen und weiter Spielfläche.
Das Spiel selbst erzählt in beliebigen Situationen eine alte Geschichte,
ohne dem "Fidelio" eine neue Bedeutung abzugewinnen.
Lothar Königs benötigt den ersten Akt, um das Osnabrücker Symphonie-Orchester
auf Beethoven einzustimmen - zwischen der Kraut-und-Rüben-Ouvertüre und
dem fulminanten Finale liegen musikalische Welten!
Mit Gail Gilmore singt eine engagierte Leonore, dunkler Sopran, der sich
erst freisingen muss, um gegen Ende ihre enorme Power zu nutzen. Als Florestan
überrascht positiv Hans-Hermann Ehrich, der kraftvoll und emotional bewegend
die Stadien des Leidens interpretiert. Michail Milanov gibt den Rocco
sonor, darstellerisch als schwankendes Rohr zwischen Mitleid und Gewaltbereitschaft;
girl next door ist Marlene Milds Marzelline, quick in Spiel und Stimme.
Überzeugend als Gewaltmensch mit mächtigem Bariton Tom Sol als Pizarro.
Im unruhigen Publikum will keine Atmosphäre aufkommen; das Gebotene wird
eher als "erbrachte Dienstleistung" abgehakt. Schade, da Theater vom Enthusiasmus
lebt! (frs) |
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