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Das Programmheft zitiert Lorca, Hemingway,
Merimee; aber für die Inszenierung ist wohl nur Adornos Bemerkung von
der "nicht recht Domestizierten" im "bürgerlichen Repertoire" von Relevanz.
Die "Carmen" von Johannes Koegel-Dorfs ist eher ein bürgerliches Trauerspiel
als ein hispanischer Totentanz; auch die Personenführung verliert erst
gegen Schluss ihre eigentümliche Unbeholfenheit.
Dem entspricht ein phantasieloses Bühnenbild mit großen weißen Pappwänden
von Arno Breuers, das die Handlung ins Beliebige verlegt, während die
60er Jahre-Kostüme von Annette Wolers eine Campingplatz-Kultur assoziieren
lassen.
Nadine Weissmanns Carmen wirkt mit ihrem sanften stimmschönen Mezzo gesoftet,
in dramatischen Szenen hat sie allerdings Intonationsprobleme; Ricardo
Tamuras Jose zeigt erst am Schluss die power seiner tenoralen Möglichkeiten
- die Blumenarie lässt den Schmelz vermissen; Karen Fergusons spitzer
Sopran vermag ihrer Micaela kein spezifisches Profil zu geben; dagegen
sind die kleineren Rollen stimmlich exzellent besetzt - ein Ergebnis der
positiven Ensemblearbeit in Osnabrück.
Lothar Koenigs geht Bizets brillante Komposition enorm temporeich an,
und das Osnabrücker Symphonieorchester folgt ihm recht präzise, wechselnd
zwischen routinierter Konvention und engagierter Virtuosität.
Mit ihren Sonntagsnachmittags-Vorstellungen erreicht das Osnabrücker Theater
ein aufnahmebereites Publikum: nicht nur ein Angebot für ältere Opernfreunde,
sondern auch ein Treffpunkt des offen-neugierigen "Nachwuchses". Sehr
schön! (frs) |
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