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Ironie
Thomas Münstermann gelingt in Osnabrück ein kompliziertes Experiment:
Voltaires Ironie gegen die aufklärerische Vorstellung der best of all
possible worlds auf der Bühne nachvollziehbar zu machen.Bernsteins überbordende
Szenenfolge der Reise des Unschuldslamms Candide durch die apokalyptischen
Szenen der Welt (Inquisition, Eldorado, Venedig) zurück ins idyllische
Westfalen phantasievoll dramatisiert.
Die flexible Bühnenkonstruktion - ein variabler Kubus mit kommunikativ-dichten
Spielräumen und imaginierendem Licht - von Harald Stieger gibt der Regiekonzeption
das entsprechende Ambiente.
Unter der Leitung von Stefan Ottersbach hakt das Osnabrücker Symphonieorchester;
es will sich nach eingängigen Passagen der provozierend-aggressive Bernstein-Impetus
nicht recht einstellen - es bleibt beim eher behäbigen Musical-Sound.
Mit Heaven agiert ein theatrales "Urviech" als rechthaberischer, alleswissender,
scheitender Dr. Pangloss; Iris Marie Kotzian ist eine leidend-geopferte
Kunigunde - Inkarnation der Absage an die "beste aller Welten"; dem Candide
von Joan Ribalta fehlt - trotz schön timbrierter Stimme - die wünschenswerte
Durchschlagskraft; Nadine Weismans "Alte Lady" ist eine imponierende Karikatur
- das übrige Ensemble wirbelt engagiert, lässt aber letzte Perfektion
vermissen.
Das vollbesetzte Haus amüsiert sich wie Bolle auf der Kirmes, konsumiert
Musica-Attitude, die ironische Dimension findet wenig Entsprechung. Was
soll's: ein unterhaltsamer Theaterabend mit unterschiedlichen Rezeptionsangeboten!
(frs) |
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