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In Osnabrück wird exzellent gesungen:
Ricardo Tamura überrascht mit der perfekten italienischen Tenor-Attitüde:
voller Kraft in den stimmlichen Herausforderungen, mit bombensicheren
Cs und bewundernswerter Ausdauer, dabei die Lyrismen mit schönem Legato
auskostend, die piani mit stupendem Melos. Die Mimi Barbara Zechmeisters
wird kongenial präsentiert: ein herrlich geführter samtweicher Sopran,
ohne Schärfen in den Höhen mit inniger Timbrierung. Aus dem exzellenten
Osnabrücker Ensemble beeindrucken Marlene Mild als Musetta, Gerard Quinn
als hinreißender Marcello, Michaell Milanov als volltönend ergreifender
Colline und Ulrich Wand als darstellerisch frappierender Schaunard.
Norbert Hilchenbach zeichnet ein komplexes Bild von Alltag, Idealen und
leidendem Erlöschen - mit Sentiment, ohne Sentimentalität, auf Seiten
des Unzerstörbar-Menschlichen, mit vielen inszenatorischen Ideen und abendfüllenden
Konstellationen.
Die zweistufige Bühne Peer Palmowskis funktioniert als imaginativer Spielraum
- farblich faszinierend, hoch assoziativ durch raffinierte Lichteffekte.
Unter Alexander Steinitz beweist das Osnabrücker Symphonieorchester seine
Sensibilität für dramatische Differenzierungen; die Instrumentengruppen
kommen zu ihrem Recht, lassen Wohlklang hören, verzichten aber nicht auf
Anklänge moderner Musik durch deutliche Akzentuierung der Brüche.
Das Publikum teilt sich in konsumierende Besucher und mittlerweile zu
Fans gewordenen Connaisseurs dieser exzeptionellen Osnabrücker Produktion
- die Bohème wird zurecht aus der letzten Spielzeit übernommen, ist eine
Attraktion auf bemerkenswertem Niveau. (frs) |
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