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Musical-Oper multimedial
Um bitter-süße Emanzipation unter gesellschaftlichem Druck geht es in
dem 70er Jahre DDR-Kult-Buch, -Film und -Theaterstück von Ulrich Plenzdorf,
Ludger Vollmers erste Oper verstärkt den Focus auf die "Selbstfindung"
des angepassten Paul durch unterschiedliche Formen der Liebe - mit nachdenklichem
Schluss.
Im experimentierfreudigen Theater Nordhausen ist eine Bühne mit variabel-verschiebbaren
Sperrholzwänden zu sehen, die per Projektion aufbauend "bemalt" werden
und im pausenlosen Wechsel die Orte der Handlung assoziieren lassen, dieser
an filmischen Schritten orientierte mediale Kunstgriff Wolfgang Rauschnings
beweist fast drei Stunden lang seine intensive Aussagekraft. Mit projizierten
Videos und dem akustisch verstärkten Gesang und Sprechen hält Multimedia
Einzug in die Theaterwelt - die Oper wird zum Musical.
Das Loh-Orchester Sondershausen interpretiert Vollmers an Musical, Classic
Pop, Jazz orientierte Musik mit viel Rhythmus-Gefühl und großem Verständnis
für die lyrischen Passagen, Stefan Ottersbach lässt der Percussiongruppe,
den Saxophonen, gedämpften Blechbläsern und den melodischen Streichern
viel Raum für exzellent-emotionales Spiel.
Die Regie Dorotty Szalmas bevorzugt Szenen wie aus einer gedämpften Swinger-Scene,
lässt die Akteure mit der Präsentation ihrer physischen Attraktivität
aufwarten, das sind peep-show-Effekte ohne die Vermittlung innerer Emotionen.
Doch bieten Thomas Kohl als Paul und vor allem Anja Daniela Wagner als
Paula/Laura eindrucksvolle Wandlungsfähigkeit, singen allerdings mit dem
Handicap der Verstärkung, die dem individuellen Emotions-Furor zwar Lautstärke
geben, aber den leise-zweifelnden Nuancen keine Chance lassen. Annelie
Theurer gibt "Meine Person", die begleitende Erzählerin, souverän-anteilnehmend,
Chor und Ensemble haben Gelegenheit zu eindrucksvollen Massenszenen und
bemerkenswerten Einzelstudien.
Im eigentümlicherweise nicht ausverkauften geschmackvoll-schlichten Nordhauser
Theater ist das Interesse des Publikums groß: Erinnerungen an Buch und
Film spielen da eine Rolle, aber auch das überraschende Bühnenbild, das
spielfreudige Ensemble und die durchgängig rhythmisch-melodische Musik
fesseln die Aufmerksamkeit. Gute Stimmung - und viel Applaus. Man kann
auf weitere Inszenierungen gespannt sein. (frs)
Karten unter (03631) 98 34 52 |
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