Foto-Exzess
Animierend der intime Spielraum mit gut sechzig Zuschauerplätzen um eine enge Spielfläche mit wenigen situationsschaffenden Möbeln, auch allerdings einer klischeehaft-platt hingepinselten „Kulisse“. Jedenfalls baut sich eine gespannte Erwartungshaltung auf.
Dann erklingen von links lustvoll die Pergolesi-Klänge des konzentriert-locker angehenden Studentenorchesters (Florian Wessel), auf der Bühne tritt der (stumme) Diener auf – Andre Brüggemann in devot-ironischer Attitüde – und Dae Jin Kim lässt mit kraftvoll-variabel phrasierendem Bass die „existentiellen“ Probleme des alten Uberto hören -- und man freut sich auf folgende unterhaltsame Überraschungen des jungen Ensembles.
Doch da sitzt neben einem die junge selbstbewusst-ignorante Foto-Frau mit ihrer Digital-Knipse und fühlt sich wie beim Kindergeburtstag. Diskrete Hinweise werden ignoriert, das albern-dilettantische Hantieren mit dem Ablichtungsgerät wird zur permanenten Obsession, auf weiteres Erinnern an die Konventionen des Theaters gibt es null Reaktion -- da geht der Gast mit Grausen.
Bitte, liebes Theaterlabor: Zur Professionalität von Oper gehören nicht nur Gesang und Musik – sondern gehört auch die angemessene Rezeption. Und wer zulässt, dass blindwütige Knipser die Szene bestimmen dürfen, der sollte dazu kein Publikum einladen.
Über den Respekt vor Musikern, Sängern und erwartungsvollem Publikum zu reden, ist in diesem Fall wohl angebracht. (frs)
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