|
Abstrakt
Von Franz R. Stuke
Ein Turm, eine Quelle: symbolische Orte der impressiven Spätromantik werden
zu einem bühnenweiten Wasserbecken mit Sprungturm. Lorenzo Fioroni (Regie),
Alexander Weig (Bühne) und Katharina Gault (Kostüme) zeigen Bilder, die
an den italienischen Film der 60er Jahre erinnern, in dem es um die Suche
nach gültigen Werten in einer gefährdeten Welt geht. Auf Münsters Bühne
ist neben diesen Handlungsorten das Orchester platziert: eine animierende
Konstellation für die musiktheatralische Einheit von Musik, Spielort,
Gesang und Spiel!
Anke Krabbe kehrt als jugendlich fragile Mélisande nach Münster zurück
und beweist ihre außergewöhnlichen Ausdrucksmöglichkeiten: sensibel in
der Phrasierung, Lebensangst und -Hoffnung emotional bewegend ausdrückend.
Kongenial der schüchtern-verunsicherte Pelléas des eindrucksvollen Jean-Sebastian
Bon. Ralf Lukas interpretiert den Goland als brachial-eifersüchtigen Macho
mit enormer Stimmkultur. Mit Janet Collins und Anke Kempkes als mitfühlende
Genevieve und starrsinnigen Arkel präsentierten sich Solisten voller Empathie
und Kompetenz.
Das Münsteraner Symphonieorchester leistet unter Will Humburg Großartiges.
Debussys nachwagnerianische Musik wird zum Ereignis, kontrastiert mit
ihren gefühlsmächtigen Impressionen die abstrakt-dekonstruierenden Bühnenbauten.
Dieses intellektuell anspruchsvolle Konstrukt stößt bei einigen Zuschauern
auf Unverständnis - man geht zur Pause, nicht protestierend, aber offensichtlich
in den Rezeptionsgewohnheiten gestört. Der Schlussapplaus ist dankbar-herzlich.
Ein großer Erfolg für künstlerische Kompetenz und Publikums-Zustimmung
des kommunalpolitisch bedrohten Musiktheaters in Münster! |
|