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Händels Julius
Caesar im Kleinen Haus der Münsteraner Bühnen zieht junges Publikum an:
offenbar werden antike Handlung und barocke Musik durch attraktive Präsentation
und nachvollziehbare Musik zum Kult!
Benedikt Borrmann inszeniert mit bemerkenswertem Feingefühl, nutzt hochreflektiert
Details der Verfremdung, führt einen Butler als episches Element ein,
charakterisiert die Personen weitab von allen platten Klischees. Und es
gelingt ein faszinierendes Spiel von Intrigen und zwischenmenschlichen
Tragödien - leicht ironisiert, aber nicht distanziert!
Christoph Stöcker dirigiert die kleine Besetzung des Symphonieorchesters
Münster (mit Theorbe und Cembalo) sehr tempobewusst, betont auch die latente
"Feierlichkeit" der Musik Händels, und lässt den Instrumenten ihren typischen
Klang.
"Star" der Aufführung ist der Countertenor Sytse Buwalda - weich anklingend,
stabil in der Mittellage, dramatisch in den Effekten, mit unwiderstehlicher
Ausstrahlung! Suzanne McLeods Cornelia spiegelt die Seelenqualen der schutzlosen
Frau mit intensiver Interpretation, ebenso wie Heike Grötzinger dem rächenden
Sextus fulminante Stimmkraft verleiht. Als Cleopatra beeindruckt der variantenreiche
Sopran Birgit Beckherrns, phantastisch flexibel im Ausdruck von Abscheu
und Liebe. Radoslaw Wielgus spielt den fiesen Ptolemäus mit aller Aasigkeit,
vermag seine stimmlichen Qualitäten im dramatischen Finale kraftvoll einzusetzen.
Das gesamte Ensemble vermittelt sänger-darstellerische Kompetenz und reißt
das Publikum mit.
Das intelligent-imaginative Bühnenbild von Pia Oertel verweist mit antiken,
Barockzeit- und aktuellen Elementen auf die zeitlose Aktualität des Meisterwerks.
Ein ungeahnter Erfolg für die Städtischen Bühnen Münster. (frs) |
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