|
Im Namen Gottes
Es werden Menschen als Ketzer verbrannt, intrigante Machtspiele in Szene
gesetzt, blutige Invasionen in Kauf genommen und kalkulierte Ehen geschlossen.
All dies geschieht im Namen Gottes, denn die spanische Inquisition herrscht
mit Angst und Schrecken. Liebe, Freundschaft und Ehrlichkeit werden mit
Füßen getreten. Das ist der Stoff, aus dem "Don Carlo" gemacht ist.
Jürgen Rose (Regie, Bühne, Kostüme) setzt dieses von politisch-religiösem
Machtwahn beherrschte Drama in eine kaum ausgestattete, schwarze Guckkastenbühne.
Bespielt wird die trostlose Szenerie von Darstellern in historischen Kostümen.
Ein übergroßes Kruzifix beherrscht den ohnehin schon verengten Raum und
symbolisiert den Einfluss der Kirche in jeden Bereich des Lebens. Wer
versucht auszubrechen, wird vernichtet! Das muss selbst der König bitter
erfahren, als er daran scheitert seinen neuen Vertrauten vor dem Großinquisitor
zu schützen. Gegen die Macht der heiligen Inquisition kann auch er nichts
ausrichten.
Genau diese abgründige Schlüsselszene geriet zum absoluten Höhepunkt der
Münchner Aufführung, denn mit Matti Salminen (Phillip) und Paata Burchuladze
(Großinquisitor) hatte man zwei Bassisten der Extraklasse verpflichtet.
Klangschön und differenziert in allen Lagen interpretierte Matti Salminen
den ambivalenten spanischen König, und Paata Burchuladze verlieh dem Großinquisitor
mit seiner tiefschwarzen Prachtstimme eine beängstigend machtvolle Aura.
Insgesamt stand der Abend im Zeichen der Sänger. Denn durch die eher statisch
geprägte Personenregie rückte der Gesang automatisch in den Vordergrund
der Wahrnehmung.
Getragen vom wunderbaren Klangteppich des Bayrischen Staatsorchesters
unter der Leitung von Zubin Metha waren herausragende Interpreten des
Verdi-Fachs zu hören. Fabio Armiliatos (Carlo) dunkel timbrierter Tenor
harmonierte ideal mit dem in Belcantoart geführten Bariton von Paolo Gavanelli
(Posa). Beide gestalteten ihre Partien intensiv, ohne jedoch ins Sentimentale
abzugleiten. Der volle, lyrische Sopran von Marina Merscherikova (Elisabeth)
faszinierte vor allem im Pianobereich, was sie kunstvoll einzusetzen wusste.
Ausgeglichen in allen Lagen und Registern spielte Dolora Zajik (Eboli)
mit den ihr reichlich zu Gebot stehenden stimmlichen Mitteln und lies
keinen Zweifel daran, dass sie diese exponiert liegende Rolle mit Leichtigkeit
beherrscht.
Die kleineren Rollen waren solide besetzt, fielen aber im Vergleich zu
den fulminant besetzten Hauptrollen leider etwas ab. Klanglich voll, zu
Beginn allerdings mit rhythmischen Schwächen, sang der durch den Extrachor
verstärkte Opernchor der Bayrischen Staatsoper.
Anhaltender Applaus und enthusiastische Bravorufe des Festspielpublikums
würdigten diesen musikalisch hervorragenden Abend. Scheinbar erfreute
man sich einfach am vokalen Feuerwerk, das durch die weitgehend blasse
Regie nicht beeinträchtigt wurde. (ecd)
Karten unter (089) 21 85 19 20 |
|