Japonoiserie in Montjoie
Im Innenhof der festen Burg Monschau – bis zu Kaiser Wilhelms Edikt von 1918 (!) „Monjoie“ – sitzt das Bolschoi Orchester Minsk links von der angehobenen Bühnen-Fläche, darauf ein hölzener Sitz, daneben ein japaneskes „Haus“ und darüber schwebend-schützende Segel. 1500 Zuschauer belegen die ins Burggemäuer integrierten Tribünen.
Die Regie der Oper Minsk setzt auf konventionelle Konstellationen, ignoriert die Magie der authentischen Burgmauern, nutzt zu selten die Möglichkeiten des Auftretens aus dem bizarren Ambiente, setzt vielmehr auf den Zauber der japanisierenden Kostüme; sie findet weder zum ästhetischen Kontrast von mittelalterlicher Burg und japanischer Kultur noch zur werk-immanenten Problematik des amerikanischen Kultur-Imperialismus einen bühnenwirksamen Ansatz. So verbleibt es bei einer rührenden Beziehungsgeschichte.
Elena Bundeleva ist eine glaubwürdig-tragische Butterfly, singt mit zu Herzen gehendem Sopran, beeindruckt mit weicher Mittellage und verströmt klangschöne Höhen. Eduard Martyniuk verleiht dem arroganten Pinkerton kraftvolle tenorale Brillanz; Stanislav Trifonov gibt einen täuschend Vertrauen erweckenden Sharpless mit sonor-ausgeglichenem Bariton; Elvira Rizhanovitch interpretiert stimmsicher eine unglücklich-hilflose Suzuki - die weiteren Rollen sind typengerecht besetzt, dem Chor gelingt der Summ-Chor sehr eindringlich.
Das Orchester der Bolschoi Oper Minsk geht die Puccini-Komposition eher behäbig an, wird auch von Lev Lyah nicht zu differenziert-emotionaler Interpretation animiert.
Das Publikum liebt das zauberhafte Ambiente, reagiert durchaus lustvoll auf dräuende Wolken, genießt eine unproblematische Aufführung als außergewöhnliche Form der „gehobenen“ Unterhaltung - und ist beglückt! Und wieder erlebt das Monschau-Festival einen Erfolg. Wer will das verdammen? (frs) |