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Fakten zur Aufführung 

NABUCCO
(Giuseppe Verdi)
5. Juni 2010

Masada am Toten Meer
The Israeli Opera


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Oper mit Meerwert

In diesem Jahr feiert die Israeli Opera Tel Aviv ihr 25jähriges Bestehen mit der Realisierung eines Projektes, das die Intendantin Hanna Munitz schon seit über drei Jahren geplant hat: Ein Oper-Air-Opernfestival am Fuß des Bergplateaus von Massada.
Die Ruinen der prachtvollen Palastanlage von König Herodes aus dem Jahr 30 v. Chr. sind eine der bedeutendsten historischen Stätten für das jüdische Volk, da dort nach dem ersten Aufstand gegen die Römer 900 Menschen nach hartnäckiger Belagerung den Freitod wählten, um nicht versklavt zu werden.
Die Besichtigung der 1960 ausgegrabenen Palastanlage und des Museums ist ein Muss bei einem Besuch dieses Ortes, der die eigentliche Hauptfigur bei diesem Opernfestival darstellt. Außerdem ist das Projekt ein weiteres Beispiel für die vereinte Schaffenskraft der Israelis unter widrigsten Bedingungen: Trotz Steinwüste und Hitze haben rund 2000 Leute eine Infrastruktur in das Naturschutzgebiet gebaut, die an fünf Abenden jeweils 6000 Besuchern einen angenehmen Opernbesuch ermöglichen. Sie kommen mit Bussen aus dem ganzen Land und von den Hotels am Toten Meer, denn hier lässt sich der Kulturtourismus mit Wellness auf ideale Weise verbinden.
Mit Verdis Nabucco auf dem Programm wird auch musikalisch der Freiheitskampf des jüdischen Volkes thematisiert, obwohl die Geschichte von Nebukadnezar und dem Kampf zwischen Babyloniern und Juden in Jerusalem rund 600 Jahre vor dem Fall der Festung Massada stattgefunden hat.
Eine natürliche Akustik kann der Ort nicht liefern, daher fällt eine der Hauptaufgaben dem Tonmeister Bryan Grant zu, der in den windstillen Momenten eine erstklassige Mischung von Orchester und Sängern herstellt, aber gegen das Rauschen des abendlichen Wüstenwindes nichts tun kann.
Auch die Spezialeffekte mit offenem Feuer auf der Bühne funktionieren da nur bedingt, die Light-Show und das „Landscape Design“ sind allerdings beeindruckend, besonders wenn der ganze Berg als Kulisse angestrahlt wird.
Die Inszenierung von Joseph Rochlitz orientiert sich an herkömmlichen historischen Vorbildern ähnlicher Veranstaltungen: wenig Bewegung, viel Rampensingen, ordentlich aufgestellte Massenszenen inklusive Aufmarsch von Pferden und Kamelen.
Daniel Oren dirigiert mit Herzblut und lässt nach einer emotionalen Ansprache den Freiheitschor zum zweiten Mal wiederholen – zum Mitsingen für Alle, und die Patrioten reißt es von den Sitzen.
Unter den Sängern stechen Paata Burchuladze als souveräner Zaccaria und Dmitra Theodossiou als Abigaille mit großer stimmlicher Bandbreite hervor. Der eigentliche Star des Abend aber ist dieser Ort mit seiner Aura, und man kann sich gut vorstellen, dass hier in den kommenden Jahren die Oper als Magnet für eine neue Form von Kulturtourismus fungieren darf, bei dem der Opernliebhaber durch das Zusammentreffen von greifbarer Geschichte, Mythos und lebendiger Kultur auf unerwartete Weise beeindruckt wird. Für nächstes Jahr steht Aida auf dem Programm.

Ingrid Franz