|
Peter Sommer geht mit dem Nationaltheater-Orchester
Massenets Goethe-Adaption gleich mit der Attitüde großer Operngesten an.
Dieser souveräne musikalische Duktus beherrscht das Geschehen, erzählt
die Leidens- und Eifersuchtsgeschichte von Werther und Charlotte, charakterisiert
den Amtmann Albert, Sophie und die spießbürgerliche Umwelt - in weitgeschwungenen
Melodienbögen, aber auch mit fein vermittelten psychologischen Irritationen.
Mit Ruben Broitmann und Andrea Szanto sind in Mannheim zwei Solisten der
Extraklasse zu bewundern: der eine mit aller tenoralen Emotion des leidenschaftlichen
Verzichts, die andere voll sehnsuchtsvoller Suche nach dem Weg ins Glück.
Heinz Hauser stellt dazu eine schwarz-weiße Bühne mit Hausgerüsten und
im Nichts endenden Stufen bereit, in der David Mouchtar-Samorai eine katastrophal
endende Beziehungskiste abfahren lässt. Da ist nichts von elegischen Stimmungen
á la Goethe; da geht es jeweils ganz unenigmatisch direkt zur Sache; der
Spielleiter weiß alles, die Personen handeln wie an Fäden geführt. Nun
ja.
Bei der Wiederaufnahme ist das Mannheimer Haus in der 11. Aufführung nur
zur Hälfte besetzt - eher das bekannte Problem der zu großen Häuser in
kleineren Städten als die Ablehnung des Angebots. Im Gegenteil: der Beifall
ist enthusiastisch! (frs) |
|