Das Opernnetz - Celan
CELAN (Peter Ruzicka) 29. März 2003 (Premiere) Staatstheater Mainz
|
Peter Ruzickas expressive Musik mit Peter Mussbachs intensiven Texten ist bedrängendes Welttheater über den geschundenen Teil der Menschheit, die Biografie des verzweifelnden Paul Celan in "sieben Entwürfen" als ungemein verdichtete Vorlage. In Mainz ist eine kongeniale Realisierung durch den nachdenklichen Gottfried
Pilz mit erschütternder Wirkung zu erleben: Pilz inszeniert einen
Celan, verfolgt von traumatischen Erinnerungen, in Schizophrenie endend,
dessen Lebenskraft durch das Holocaust-Trauma und eine feindliche Umwelt
zerstört wird. Die Bühne wirkt mit schwarzer Grundfarbe, eingespielten
metaphergleichen Filmen, strukturierenden Neonbahnen und claustrophobischen
Räumen beklemmend bis an die Schmerzgrenze (wenn sich die Wände
zur Gaszelle brutal verengen). Emotional erregend mit differenziert eingesetzten Pauken, Streichern, Flöten - musikalisch von höchster Kraft und Präzision - präsentiert sich das Philharmonische Orchester Mainz unter der fulminanten Catherine Rückwardt in beeindruckender Form. Vor dem Haus gemahnt ein Kranz an die "ohnmächtige Wut über
den völkerrechtswidrigen Irak-Krieg"; ein von weither angereistes
Publikum kann sich der elementaren Wucht des Geschehens nicht entziehen
- es dauert einige Zeit, bis sich die bewundernde Zustimmung zu dem epochalen
Musiktheater-Ereignis Ausdruck finden kann. Bleibt zu hoffen, dass bei
den weiteren Aufführungen das Mainzer Publikum die hoch anspruchsvolle
Herausforderung angemessen aufnimmt. (frs)
|
|||||||||||||
|
||||||||||||||
|