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Stefanie Bonfadelli ist eine absolute
Kadenzen-Queen: Koloraturen, Triller, artistische Höhen bleiben nicht
ohne anrührende Momente, doch fehlt ihr für die verzweifelt wahnsinnig
gewordene Elvira die elementare Wucht der Verzweiflung im Umfeld der fanatischen
Puritane. Ebenso Marc Laho als blasser Arturo: ein strahlender Tenor,
auch mit großer Durchschlagskraft, aber es fehlt das mitreißende Volumen.
Die Bass-Bariton-Partien haben es da mit ihren ohnehin von Bellini eindimensional
angelegten Rollen einfacher: die kraftvollen Stimmen von Vittoria Vitelli,
Wojtek Smilek und Guy Gabelle dokumentieren die patriarchalische Gewalt
der Cromwell-Stuart-Zeit.
Unter dem souveränen Giuliano Carella intoniert das Orchestre de l'Opera
de Wallonie kraftvoll, vermeidet mit ansatzfreiem Spiel gängige Klischees
der Bellini-Komposition. Der außerordentlich brausend artikulierte Chor
lässt allerdings darstellerische Präsenz vermissen.
Charles Roubaud pflegt als Regisseur das Prinzip von tableau-orientierten
Stellproben. Von dramatischen kommunikativen Beziehungen zwischen den
Protagonisten keine Spur.
Auch die statische Bühnendekoration mit vier gegenläufigen Rampen und
die aufwendigen Kostüme im Tudor-Stil (Isabelle Partiot und Katia Duflot)
setzen auf die Priorität der singenden Akteure.
In der Koproduktion mit dem Theater Avignon, der Oper Marseille und der
Washington Opera setzt die wallonische Oper auf die Absage ans Regietheater,
bildet offenbar bewusst den Kontrapunkt zu den phantasievoll-mutigen Inszenierungen
in der Euregio (Maastricht, Aachen) - und findet Anklang bei einem traditionsbewussten
Publikum! (frs) |
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