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Fakten zur Aufführung 

LA CENERENTOLA
(Gioacchino Rossini)
29. Dezember 2007

Royal Opera House Covent Garden, London


Points of Honor                      

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timeless elegance

Selbst in der dritten Wiederaufnahme zeigt die Inszenierung von Moshe Leiser und Patrice Caurier aus dem Jahr 2000 keinerlei Ermüdungserscheinungen. Spielwitz und musikalische Genauigkeit sind ein Muss für das Gelingen von Rossinis „Aschenputtel“-Version, daher eignet sich das Werk auch besonders als Visitenkarte für junge NachwuchssängerInnen und DebütantInnen.

In London geben bei dieser Wiederaufnahme drei Solisten ihr Debut an Covent Garden: Magdalena Kožená, seit einigen Jahren eine der Top-Mezzosopranistinnen und besonders durch alte Musik und Konzertliteratur auf dem Plattenmarkt vertreten, singt erstmals in London die Angelina und weiß zu überzeugen: Ihr leicht unbeholfenes Spiel passt zur Rolle des schüchternen Aschenputtels und stimmlich gestaltet sie mit großer Weichheit und vollem, flexiblen Klang. Allein für die Spitzentöne der großen Schlussarie muss sie sich in den Koloraturen anstrengen. Die Bravur ist weniger ihr Metier als die Cantilene, die bei ihr dafür umso seelenvoller klingt. Ihr Partner in der Rolle des Prinzen Don Ramiro ist der britische Tenor Toby Spence, der zwar schon seit zehn Jahren wiederholt an diesem Haus gesungen hat, doch noch immer sehr jung und stimmlich wie darstellerisch ein wenig schüchtern wirkt. Er führt seinen feinen, klaren Tenor mit Eleganz, manchmal fehlt es etwas an Atem, doch die Koloraturen perlen schön und dieser Prinz soll ja auch einfach ein netter Junge sein.

Der französische Bariton Stéphane Degout tritt ebenfalls erstmals in London auf und hat mit der dankbaren komischen Rolle des Dieners Dandini die Sympathien des Publikums schnell auf seiner Seite. Abgesehen von seinem spielerischen Talent verfügt auch er über alle vokalen Mittel, die Rossinis flotte Tempi verlangen. In den Schatten gestellt wird er allerdings doch noch von Alessandro Corbelli als Don Magnifico: Ob sturzbesoffen, im Schlafrock oder als unterwürfiger Speichellecker am Hofe, Corbelli beherrscht als „alter Hase“ die Szene stimmlich und darstellerisch souverän. Und dabei gibt es ja noch eine weitere Baritonpartie, die mit Lorenzo Regazzo ebenfalls großartig besetzt ist. Sein Auftritt als goldbeflügelter Zauberer im Frack trifft den britischen Sinn für Humor. Im Publikum wird herzlich gelacht, er dagegen bleibt mit hochgezogener Augenbraue und tänzelndem Schritt Herr der Lage.

Die exzellente Besetzung bis in die Nebenrollen paart sich mit der akkuraten musikalischen Arbeit von Evelino Pidò im Graben. Die Tempi sind rasant, die Sänger werden bis in die zartesten Pianissimi niemals überdeckt und die Ensembles gelingen sogar mit Chor erstaunlich gut zusammen.

Die fröhlich-farbige und doch stilvolle Ausstattung von Christian Fenouillat und Agostino Cavalca im 50er-Jahre-look passt hervorragend und ist in der Kombination mit Rossinis Musik wirklich zeitlos attraktiv, sodass weitere Wiederaufnahmen nicht ausgeschlossen werden sollten!

Ingrid Franz

 

 








Fotos: Johan Persson