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Zerstörte Identität
Büchners Text "Lenz" wird von Wolfgang Rihm in Klänge, Geräusche, Melodien,
Worte umgesetzt: der genialische Dichter Lenz verliert seine Identität,
versucht Äußeres in sein gebrochenes Inneres zu holen, scheitert am Unverständnis
der Umwelt.
Ingo Ingensand interpretiert mit dem kleinen Ensemble des Bruckner Orchesters
Linz den emotional-düsteren Klang des psychischen Untergangs.
Brigitta Gillessens Regie fehlt die transzendierende Dimension, sie unterliegt
offenbar dem Irrtum, im Alltäglichen sei das Tragische zu greifen.
Dabei bietet die Bühne Ute Lindenbecks mit schräger Spielfläche mit enger
Seitenbegrenzung und schmalem Ausblick in die domestizierte Natur beste
Voraussetzung für abstrahierende Erkenntnisgewinnung.
Lauri Vaser ist ein irritierend selbstquälerischer Lenz, besticht durch
intensives Spiel und emotionales Singen. Die weiteren Rollen - William
Masons Oberlin und Thomas Scharrs Kaufmann - werden kompetent interpretiert.
In Linz stößt das durchaus sperrige Stück auf großes Publikumsinteresse:
in den vollbesetzten Kammerspielen herrscht spannungsvolle Aufmerksamkeit,
den Akteuren wird nachhaltig applaudiert. (frs) |
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