Opern-Konventionen
Es gibt nur selten „Oper“ im ereignisvollen Leverkusener Forum - und dennoch: das große Haus ist voll besetzt! Bei der Traviata aus dem rumänischen Jassy wird klar warum das so ist.
Da ist nichts mit verstörendem „Regie-Theater“, da wird eine emotionale Geschichte als kostümiertes Konzert präsentiert - und ein auf Tradition fixiertes Publikum lehnt sich genüsslich zurück und genießt Musik und Gesang als entspannende Abend-Unterhaltung. Eine Erwartung, der sich die deutschen Opernhäuser verweigern und damit durchaus einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion leisten.
Anda Tabacaru-Hogen lässt kein intentionales Regie-Konzept erkennen: Er lässt die Personen in individueller Statik ihre Arien singen, in konventionellen Kostümen eine feudalistische Zeit insinuieren, und von wenigen Requisiten vor opulenten Vorhängen agieren - kommunikativ-emotionale Spannungen sind nicht erkennbar.
Das Orchester der Staatsoper Jassy produziert unter Corneliu Calistru einen konventionellen Verdi-Klang, ohne interpretierenden Anspruch, mit viel Rücksicht auf die Solisten, aber auch ohne die mögliche Transparenz der immanenten emotionalen Kräfte.
Mihaela Grajdeanu beeindruckt als Traviata vor allem mit wundervoll schwebenden piani; Alexei Strebniskis Alfredo bemüht sich um differenziert-stimmlichen Ausdruck; Andrei Donose behauptet sich als statuarischer Germont. Der Chor stellt sich in Posituren, und singt sehr klangvoll.
Alles in allem: Ein Abend im Opern-Museum. (frs)
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