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Ein schrecklich nette Familie
Das amerikanische Fernsehen hat immer wieder illustre Familienclans hervorgebracht:
die Ewings (Dallas), die Carringtons (Denver Clan), die Simpsons (Die
Simpsons), die Bundys (Eine schrecklich nette Familie). Wir haben die
Beimers und Zenkers (Lindenstraße). Zum Glück hat uns Richard Wagner mit
seinem ,Ring' einen unsterblichen Familienclan geschenkt, der in Oscar
Straus' burlesker Operette ,Die lustigen Nibelungen' veräppelt wird. Das
Werk rief im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts deshalb den Protest
deutschnationaler Kreise hervor und verschwand bis in die 70er von den
Spielplänen. Bis heute ist sie selten geblieben. Ein Grund dafür liegt
auch in Landshut auf der Hand. Das ernsthafte Pathos Wagners und seiner
Regisseure konnte 1904 problemlos karikiert werden, doch 2004 zeigen die
Inszenierungen des ,Rings' vieler Orts schon die Karikatur.
Die Inszenierung von Vivienne Newport versucht sich zwar gekonnt in einer
typisch amerikanischen Vorabendsaga, doch aufs Korn lassen sich Wagners
Nibelungen auch damit nicht mehr nehmen. Die Bundys stehen nicht nur in
den Kostümen (Antje Adamson) Pate. Ihr schwachsinniges Benehmen potenziert
sich auf der Bühne zu amüsantem bis albernem Klamauk. Eine reizvolle Choreographie
der halb getanzten Einlagen muss man leider vermissen.
Auf der Bühne arrangiert Elke Schlottermüller geschickt Räume, aus denen
mit wenigen Umbauten ein Garten mit Springbrunnen oder Innenräume mit
kitschigen Spitzbogenfenstern werden können. Warum die Bühnentechnik die
Aktschlüsse mit lärmenden Umbauten begleitet, bleibt mir ein Rätsel.
Das sängerische Niveau war beachtlich. Während Reto Raphael Rosin den
blond gesträhnten Siegfried mit strahlendem, schmelzendem Operettentenor
sang, verlieh Annabelle Pichler ihren Auftritten als Kriemhild mit dramatischem,
durchschlagendem Sopran die Aura einer großen Oper. Die Sopranistin Karla
Bytnarová gab Brünhilde einen neckischen, überkandidelten Tonfall, wohingegen
Peter Tilch Gunther, trotz klaren, verständlichen Baritons, als bedauernswerten
Verlierer spielte. Mit knallroter Perücke und quietschbuntem Kleid zeigte
die charismatische Schauspielerin Ursula Erb als Kriemhilds Mutter Ute
ihre Gesangskünste.
Basil H. Coleman dirigierte den Abend mit Schwung, den das sauber agierende
Orchester mitging. Ich hätte mir die Musik aber in ihrem Anspielungsreichtum
auf Wagner und Walzer noch pointierter und burlesker vorstellen können.
Intendant Stefan Tilch hatte das jubelnde Publikum wieder einmal mit einer
Rarität beglückt. Mancher Gast honorierte dies, indem er eine weite Anreise
in Kauf genommen hatte. Die Landshuter verhalfen ihrem Intendanten aber
nicht zu einem vollen Haus. (tv)
Karten unter (0871) 922 08 33 |
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