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Fakten zur Aufführung 

DER HELD DER WESTLICHEN WELT
(Jan Müller-Wieland)
13. April 2006
(Uraufführung: 7.4.06)

Oper Köln

Points of Honor                      

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La le lu

Es ist ein Highlight guiness-getränkten irisch-absurden Theaters, John Millington Synges „Playboy of the Western World“ lustvoll übersetzt von Annemarie und Heinrich Böll, in den 60er Jahren ein Dokument saftiger Antiamerikanismen. Jan Müller-Wieland sucht anarchische Textstellen und unterlegt sie mit Bruchstücken populärer Musik sowie eine ironisch-eklektischen Sammelsurium musikalischer Verweise.

Karoline Gruber inszeniert die Sinnlosigkeit traditionell-konventioneller Institutionen – Familie, Religion, Politik – aus der Perspektive eines irisch-typischen Pub-Publikums: Der Chor kommentiert manipuliert-handelnd – das Unbegriffen-Brutale fasziniert, wird aber als monströses „Als ob“ entlarvt.

Thilo Reuthers Bühne spielt mit den entsprechenden Versatzstücken als Additionen einer Theke als (Erlebens-) Mittelpunkt.

Das Gürzenich-Orchester Köln lässt sich vom engagiert motivierenden Markus Stenz zu animiertem Spiel führen. Das Rühmannsche Lalelu wird köstlich paraphrasiert, die Satire der unernsten Westlichen Welt wird musikalisch hörbar.

Claudia Rohrbach verkörpert den kümmerlichen „Held“ als machohaftes Jüngelchen, das vom schier unbesiegbaren Vater (der sich aber als gescheitert-arbeitslos entpuppt) beherrscht wird; stimmlich variabel und souverän im Intonieren ironischer Zwischentöne. So ist das gesamte Kölner Ensemble zu erleben: Spaß an der Freud, professionell perfekt, ohne Scheu vor provozierender Trivialität.

Während der knapp zwei Stunden verlassen viele Besucher irritiert das Haus; wohl ein Symptom für das Kultur-Niveau einer kleinen Stadt in der Vor-Eifel. Die Bleibenden amüsieren sich köstlich, verzichten auf beckmesserisches Kritikastern, nehmen die Aufführung als das, was sie ist: ein Tagesprodukt mit kritisch-gebrochenen Verweisen auf existierende Realitäten – nach dem kölschen Motto „et hätt nich immer jutjejange“! (frs)


Fotos: © Klaus Lefebvre