Total daneben
Nein. So geht das nicht. Eine Kränkung für Aug’ und Ohr. Es beginnt damit, dass die italienisch gesungene Oper anbiedernd (?) mit dem deutschsprachigen Titel angeboten wird. Dann sieht man beim Eintritt in das Zelt einen breitwandigen roten Vorhang: Guckkasten-Theater in einem alternativen Aufführungsort. Wenn sich der Vorhang öffnet: groß kopierte Architekturskizzen auf Pappwände geklebt. Die Ouvertüre: ein Tohuwabohu unkoordinierter Klänge, flatternd in den Tempi. Die Handlung: Personen stehen herum, bewegen sich aufeinander zu, verharren in karikierenden Posen. Das Ensemble: unausgewogen, ohne emotionale Abstimmung.
Rasmus Baumann lässt mit dem Orchester des Staatstheater Kassel einen grausligen Klang hören, ist vom Ingenium Mozarts weit entfernt – von Balance keine Spur.
Die Bühne von Anna Kirschstein ist von nervender Schlichtheit, ohne Esprit und ohne imaginierende Impulse.
Zur hilflosen Regie Benedikt Borrmanns gibt es keine kritisierbaren Kategorien.
Allein Kim Savelsberghs Susanna erfüllt die Anforderungen eines adäquaten Mozart-Gesangs. Von zu forderndem Ausdruck von Seelenkräften ist ansonsten nichts zu empfinden – was auch an offenkundigen Fehlbesetzungen liegt: für Falko Hönisch kommt der Almaviva hörbar zu früh, Janet Harach hat mit ihrem eher dramatischen Timbre keine Chance, das latente Leiden der Gräfin auszudrücken. Derrick Ballards Figaro und Itziar Lesakas Cherubino lassen die mozarteske Empfindsamkeit nicht aufleuchten.
Dies Desaster ist offenkundig der Theaterleitung geschuldet: Ignoranz des exzeptionellen Aufführungsorts, mangelnde Übereinstimmung von Dirigent und Orchester, unausgewogenes Ensemble – alles dies lässt sich bei kommunikativer Konsistenz absehen und korrigieren.
Unruhe im Publikum – man kommt und geht während der Aufführung – und mangelnder Enthusiasmus während der Pause und am Schluss sind Ergebnis einer poor performance. So kann’s in Kassel nicht weitergehen. (frs)
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